Wiener Ansichten

Wenn Wien pflanzt oder: Schlimmer geht's immer!

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Eine friedliche Wiese zwischen Hirschstetten und Stadlau – und was ihr dieser Tage widerfahren ist.

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Grün ist ja bald etwas in diesen Tagen, und das unabhängig von der Jahreszeit. Vom Fernflug bis zur Unterhose, alles ist grün eingefärbt zu haben, und soll noch irgendetwas auffallen, dann muss es schon grüner als grün sein – selbst auf die Gefahr, dass am Ende bloß Graubraun dabei herauskommt. Doch der Reihe nach.
Zwischen Stadlau und Hirschstetten, eingezwängt von Südosttangente und Stadlauer Straße, liegt der Kleingartenverein Am Ries und, gleich angrenzend, ein abgesenktes freies Grundstück, ehemals Abbaubereich eines längst aufgelassenen Ziegelofens. Mir selbst ist das Gelände seit Langem als friedlich vor sich hin schlummernde Wiese geläufig, eingefasst von wildem Gesträuch, ein biosphärisches Kleinod im urban Geordneten. Nun begab es sich, dass eine Pandemie übers Land hereinbrach, und die ließ das Personal der in der Nähe beheimateten Magistratsabteilung 01 auf die Idee verfallen, die für die (abgesagte) Weihnachtsfeier des Jahrs 2020 geplant gewesenen Mittel in ein gutes Umweltwerk zu investieren: die Pflanzung von – Achtung, Symbol! – 2020 Bäumen. So weit, so nachvollziehbar.
Wer den unglückseligen Gedanken ins Spiel brachte, diese Masse an Gehölzen auf den nicht einmal 3000 Quadratmetern obgenannter Wiese zusammenzupferchen, ist nicht überliefert. Fakt ist, wie sich das Gelände seit wenigen Tagen präsentiert: Die vordem gehabte Grasnarbe ist vernichtet, und was man städtischerseits als künftiges „Naherholungsgebiet“ preist, wird bei solcher Pflanzdichte dereinst bestenfalls mit Kettensäge und Machete zu betreten sein – so sich nicht ein guter Teil der Gewächse aus Verzweiflung über das Gedränge selbst entleibt.
Macht nichts. Wichtig ist ja eh etwas ganz anderes: Presseaussendungsjubel samt Foto mit Stadträtin. Und eine Erinnerungstafel für die edle Tat. Applaus!

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