Mein Montag

Machen wir dem Virus doch einfach den Garaus

"Cats" gibt es schon - warum nicht auch "Corona - das Musical"?
"Cats" gibt es schon - warum nicht auch "Corona - das Musical"?REUTERS
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Schreibt eigentlich Sir Andrew Lloyd Webber schon an „Corona – das Musical“?

Irgendwann wird es absurd. Spätestens dann, wenn man nachts davon träumt, dass Andrew Lloyd Webber ein Musical über das Coronavirus schreibt. Wo dann die Sänger wie bei „Cats“ in Viruskostümen auf der Bühne des Ronacher herumspringen, wenn der Oberbösewicht seinen Auftritt hat: „Omikron, das Virus, steht auf jedem Steckbrief drauf. Seine Mutationen an der Oberfläche fallen an ihm besonders auf!“ Wo eine Virenvariante, die sich nicht durchsetzen konnte, ein herzzerreißendes Lied zum Abschied singt: „UV-Licht, schau hinauf ins UV-Licht, geh ins Land der Erinnerung auf der mondhellen Bahn . . .“ Am Ende kommt der greise Alt-Deuterovirus mit einem versöhnlichen Abschiedslied: „Nun wisst ihr von uns Viren viel, von unsrer Arbeit, unsrem Spiel. Auch, dass wir ganz verschieden sind und selten ganz zufrieden sind.“

Sie merken schon, im Umgang mit Corona fallen langsam die letzten Grenzen des guten Geschmacks. Zeit also, könnte man meinen, dem Virus endlich den Garaus zu machen. Gute Idee! Aber haben Sie sich eigentlich schon jemals gefragt, was „Garaus“ bedeutet? Tatsächlich kommt das Wort heute ausschließlich in der Wendung vor, dass man jemandem den Garaus macht. Nun, den ersten Teil kennen wir aus der Küche, wenn nämlich eine Speise fertig gekocht oder gebraten ist, also in der Bedeutung vollständig. „Aus“ wiederum ist genau das, was man darunter versteht, nämlich dass man mit etwas aufhört. „Gar aus!“, also „vollständig aus“, war der Ruf, mit dem im 15. Jahrhundert in Süddeutschland die Polizeistunde verkündet wurde. Später wurde daraus verallgemeinernd das Ende. Und bei aller Empathie mit den lustigen Ronacher-Viren, das Ende sollte sich langsam echt herbequemen. Sorry, Sir Andrew, aber „Corona – das Musical“ zieht sich jetzt wirklich schon viel zu lang.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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