FC Bayern und Co.

Die alte europäische Garde am Scheideweg

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Drei europäische Rekordmeister stehen vor richtungsweisenden Wochen. In München hat der Wirbel abseits des Platzes längst Auswirkungen auf die Leistung, in Turin und Manchester steht die sportliche Zukunft auf dem Spiel.

München/Turin/Manchester. Im Titelrennen mit den neureichen Scheichklubs und ihrer finanziellen Übermacht ist den großen europäischen Traditionsklubs zuletzt ein wenig die Luft ausgegangen. Nun herrscht bei Bayern München, Juventus Turin und Manchester United, den Rekordmeistern ihrer Länder, wieder Unruhe. Längst wirkt sie sich auf die sportlichen Leistungen aus. Da wir dort warten richtungsweisende Tage.

FC Bayern

Ein Quarantäne-Chaos, und dazu revoltierenden Mitglieder. „Es gab schon leichtere Zeitpunkte, Trainer des FC Bayern zu sein“, erklärte Julian Nagelsmann nach einem mühsamen 1:0-Sieg in Bielefeld. Am Samstag wartet das Spitzenduell gegen Borussia Dortmund, das nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer liegt. Angespannte Tage also, die selbst in der Bayern-Historie einzigartig sind.

Inzwischen meldete sich immerhin Präsident Herbert Hainer zu Wort. Tagelang war von den Bayern-Bossen nichts zu hören, nachdem die Jahreshauptversammlung am Streitthema Katar-Sponsoring eskaliert war. Hainer erklärte nun im „Kicker“: „Wir werden daraus lernen, und es steht fest, dass wir die Kommunikation mit unseren Mitgliedern überdenken und intensivieren werden.“ Er habe mit jenen Mitgliedern, die keine Redezeit mehr bekommen hatten, weil er die Versammlung kurzerhand beendet hatte, inzwischen Kontakt aufgenommen.

Darunter Michael Ott, der ein Ende der Sponsorenbeziehung mit Qatar Airways verlangt. Die Hauptversammlung habe für Wortführer Ott gezeigt, wie sich der Verein von seinen Fans entfremden würde.

Sportlich haben vor dem Dortmund-Schlager zahlreiche Bayern-Profis wegen des Quarantäne-Chaos Trainingsrückstand. Kopfzerbrechen bereitet auch die Frage, wer bei der Impfdebatte um Kimmich und Co. die Teaminterna an die Medien spielte. Zieht nun auch noch der BVB an den Bayern vorbei, wäre die Misere komplett.

Juventus

Als wäre es nicht genug, dass die italienische Finanzpolizei die Klubbüros durchsuchte, ist Juventus Turin auch auf dem Spielfeld nur noch ein Schatten vergangener Tage. Als Serienmeister wurde man von Inter Mailand entthront, nach dem 0:1 gegen Atalanta ist Juventus Achter der Serie A, in der Champions League setzte es eine 0:4-Abfuhr gegen Chelsea.

Die Justiz wirft dem Verein vor, Scheinrechnungen ausgestellt zu haben, es geht um einen dreistelligen Millionenbetrag. Im Visier sind auch die Klubbosse Andrea Agnelli und Pavel Nedved, ebenso verschiedene Spielertransfers.

Der nächste Rückschlag also in den Bemühungen, den angeschlagenen Großklub zurück auf die Siegerstraße zu bringen. Sportlich hat der zurückgeholte Erfolgscoach Massimiliano Allegri noch wenig Wirkung gezeigt, am Dienstag gilt es fürs Erste, einen Pflichtsieg beim Tabellenletzten Salernitana einzufahren (20.45 Uhr, dazn).

Man United

Viele meinen, Manchester United lebe in der glorreichen Vergangenheit. Die Rückkehr von Cristiano Ronaldo sei nur ein Sinnbild dafür, Trainer war mit Ole Gunnar Solskjaer bis zuletzt ein weiterer Held der United-Historie.

Nun wurde Ralf Rangnick beim englischen Tabellenachten als Coach präsentiert. Das Red-Bull-Mastermind ist ein Zeichen des Aufbruchs. Prompt aber stellt sich die Frage, wie Ronaldo in Rangnicks Gegenpressing passen soll, die Freude des 36-Jährigen an der Defensivarbeit ist enden wollend. Als Ronaldo zuletzt beim 1:1 gegen Chelsea erst nach einer Stunde ins Spiel gekommen war, wurde schon Rangnicks Handschrift vermutet. Der Donnerstag wird aufschlussreich, dann empfängt United das wiedererstarkte Arsenal.

(joe)

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