Feste

Feiern im Wandel der Zeiten: Salome tanzt, Nietzsche schwelgt

Sandro Botticelli: „Das Gastmahl des Nastagio degli Onesti“, um 1483.
Sandro Botticelli: „Das Gastmahl des Nastagio degli Onesti“, um 1483. A. Koch / Interfoto / picturedesk
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Ludwig XIV. opferte für Feste ein Vermögen und hatte doch nichts davon. Sein Tisch war abseits und erhöht, Familie und Freunde ebenso wie er selbst waren dem strengsten Regularium unterworfen – das war professionelle Schwerstarbeit.

Wenn Beethoven verliebt war, wurde alles zum Fest. Und so konnte Josephine Deym, geborene Brunsvik, im Dezember 1800 ihren Schwestern begeistert berichten: „Gestern hatten wir zu Ehren der Herzogin Musik . . . Unsere Zimmer waren so schön, daß ihr entzückt gewesen wäret. Alle Thüren waren geöffnet und alles erleuchtet. Ich versichere euch, es war ein prächtiger Anblick! Beethoven spielte die Sonate mit Violoncello, ich die letzte der drei Violinsonaten mit Schuppanzighs Begleitung, der wie alle andern göttlich spielte. Dann ließ uns Beethoven, als ein wahrer Engel, seine neuen, noch nicht gestochenen Quartette hören, die das Höchste ihrer Art sind . . . die Herzogin war bezaubert und alles herrlich gelungen.“ Immer wieder gab es solche Anlässe, bei denen der schwierige Komponist sich reizend und charmant zeigte – er war sehr häufig verliebt –, und er beschenkte in diesen kostbaren Momenten seine gesamte Umgebung mit Begeisterung. Im Laufe der Zeit wurden die Anlässe freilich seltener. Die Feste gerieten förmlicher, und er wurde unleidlicher.

Die persischen Dichter wiederum sind auch oft verliebt, das sagen uns schon ihre Texte, aber sie feiern ihre Feste nicht in geschmückten Häusern bei prächtigem Kerzenschein, sondern begeben sich gemeinsam für ein paar Tage in die Wüste, um sich dort der Poesie zu widmen. Ganz von allein ist aber selbst hier das Glück nicht zur Stelle, und so führen sie im Picknickkorb eine Opiumpfeife mit. Das ist nun freilich keine Alternative für uns, stattdessen bleiben uns die züchtigen Wonnen des kleinen Festessens, die sich zwar nicht ganz so in den Vordergrund drängen, wie es Hormone oder Opiumrausch tun, aber mit Wein und Musik den träumerischen Zustand durchaus lebendig halten können. Ein Fest braucht einfach immer ein paar Zurichtungen – obwohl wir doch alle gerade bei den schönsten Begegnungen immer an Kairos glauben wollen, den geglückten Moment, der sich von ganz allein einstellt und uns nie mehr loslässt!

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