Im März des Jahres 1943 wurde die vierzehnjährige Njetotschka Wassiljewna Iljaschenko in ihrem Elternhaus in Dóbenka, einem ukrainischen Dorf am Ufer des Dnjepr, von Polizisten gefangen genommen. Nach einer fast vierwöchigen Fahrt mit der Eisenbahn kam sie in Villach am Bahnhof an. Ein Bericht.
Wir haben Massengräber gesehen, verschimmelte Hände, ragend aus zugeschütteten Gruben, Oberschenkel an Drahtverhauen und abgetrennte Schädeldecken neben Latrinen. Wer aber weiß, wie Ruinen aussehen, die sich bewegen; Schutt, der sich rührt; Trümmer, die sich krümmen? Wer hat schon gehende Krankenhäuser gesehen, eine Völkerwanderung der Stümpfe, eine Prozession der Überreste?
Joseph Roth, „Reisen in die Ukraine und nach Russland“