Unter der Leitung von Jakob Zirm, stellvertretender Ressortleiter Economist der Tageszeitung „Die Presse“, diskutierte eine Expertinnenrunde im Rahmen der Veranstaltungsreihe #nextlevel zum Thema:  Der Fachkräftemangel im IT-Segment und der Unternehmenswettbewerb um Talente.
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IT: Fachkräftemangel und Talentsuche

Expertinnentalk. Der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter:innen im IT-Bereich verschärft sich. Unternehmen sind gefordert, Mitarbeitenden und Bewerbenden bessere Angebote zu machen, insbesondere Frauen. Eine Diskussionsrunde im Rahmen der Initiative #nextlevel zur Bildungsthematik und darüber, wie es gelingt, frühzeitig das Interesse an einem Berufsleben im digital-technischen Umfeld zu wecken.

Die Nachfrage nach IT-Spezialist:innen, darunter Infor­matiker:innen, App- und Softwareentwickler:innen oder ­Data Scientists – ob im öffentlichen Dienst, in der klassischen Indus­trie oder bei Start-ups – wächst unaufhörlich. Rund 24.000 Fachkräfte fehlen laut Erhebungen der Wirtschaftskammer-Fachgruppe Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) schon heute. Unternehmen stehen bei der Suche nach Talenten vor der Herausforderung fehlenden Fachpersonals.

Recruiting als Leaderaufgabe

„Wir benötigen weitaus mehr Spezialisten als derzeit am Markt verfügbar sind. Und wir müssen uns die Frage stellen, wie wir uns als Unternehmen so attraktiv präsentieren, dass wir zu jenen Talenten kommen, die nicht nur über das notwendige Fachwissen verfügen, sondern auch zum Unternehmen passen“, sagt Rebecca Schiffbänker, Prokuristin der Fabasoft AG. Von einem im IT-Bereich über die Landesgrenzen hinaus „leergefischten Markt“ berichtet Christina Wilfinger, Geschäftsführerin SAP Österreich: „Das stellt auch ein gesamtwirtschaftliches Problem dar, weil IT-Kompetenz branchenübergreifend gefragt ist.“ Der mangelnden Fachkräfte-Verfügbarkeit müsse man zum Teil mit betriebsinternen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen begegnen: „Wir stecken viel Energie und Mittel in eigene Ausbildungsprogramme.“

Von viel zu wenigen, gut ausgebildeten Bewerbern für jene Unternehmensbereiche, in denen profundes technisches Wissen vonnöten ist, spricht Ingrid Rattinger, Managing Partnerin Talent bei EY Österreich, und fügt an: „Es geht nicht nur um blankes IT-Know-how. Gesucht sind immer stärker Menschen mit Querschnittskompetenzen, die ihr technisches Wissen mit anderem Fachwissen kombinieren.“

Die Suche ist aufgrund ihrer Dringlichkeit bei Unternehmen mittlerweile zur „Chef(innen)sache“ avanciert, so Maria Kirschner, Managing Director bei Kyndryl Austria: „Mitarbeiter:innen sind das Herzstück von Betrieben und Abteilungen. Recruiting ist somit eine Leaderaufgabe, die nicht mehr bloß in der Verantwortung der Personalabteilung liegen sollte.“ Um die besten Mitarbeiter:innen zu bekommen, muss man laut Kirschner sehr genau die Veränderungen in der Gesellschaft beachten: „Bewerber definieren sich und die Güte eines potenziellen Arbeitsplatzes nicht mehr bloß über Leistung und Gehalt. Themen wie Nachhaltigkeit, soziale und ethische Werte der Unternehmensführung haben an Bedeutung gewonnen.“

Technik-Interesse wecken

Warum gerade im IT-Bereich der Fachkräftemangel so ausgeprägt ist, hat laut Expertinnen mit Problemen in der Ausbildung zu tun, die nicht erst an den Hochschulen beginnen. „Das Grundübel ist, dass es in Österreich an einer technischen und mathematischen Grundbildung fehlt. Die Wurzel liegt also schon in der Elementarpädagogik“, ist Wilfinger überzeugt. Es gilt bei der Vermittlung digitaler Grundkompetenzen anzusetzen, und dies so früh wie möglich.

„Das schon im Kindesalter erworbene digitale Grundverständnis ist die Basis dafür, dass man sich später nachhaltig für jene technische Themen interessiert, die unsere Gesellschaft und die Industrie vorantreiben“, pflichtet Kirschner bei. „Wer sich früh für etwas begeistern kann, bleibt in der Regel auch länger neugierig am Ball. Um diese Begeisterung für technisches Know-how bei Kindern zu wecken, braucht es eine spannende und spielerische Vermittlung“, sagt Schiffbänker und plädiert dafür, in die entsprechende Fortbildung von Lehrpersonal zu investieren. Schließlich liege das Fachkräfteproblem nicht in der mangelnden Qualität von spezifischen Ausbildungen an Fachhochschulen oder Universitäten, sondern an einem zu kleinen Pool technisch interessierter Menschen.

Bildungsauftrag

„Wir müssen den Lehrplan an den Schulen entrümpeln, um im Sinne des Neugierde-Schaffens und mit einem lebhaft gestalteten Unterricht der technischen Grundausbildung mehr Raum zu geben“, so Rattinger zu einem Thema, das letztlich bildungspolitischen Charakter habe. „Dabei muss es nicht unbedingt ein Schulfach namens IT oder Digitalkompetenz geben. Wichtiger ist es, den digital-technischen Hintergrundaspekt, der sich auf nahezu alle Lebensbereiche erstreckt, in möglichst viele Fächer einfließen zu lassen“, fügt Wilfinger an. Welchen Beitrag Unternehmen bei diesem Bildungsauftrag leisten können, betont Kirschner: „Wir können selbst sehr viel machen, zum Beispiel Role Models in Schulen schicken. Es geht darum, rauszugehen, sich vorzustellen und authentisch die Begeisterung für ein Berufsfeld zu entfachen, das ­de facto hochgradig spannend ist und Möglichkeiten in allen denkbaren Branchen eröffnet.“ Auch in späteren Bildungsphasen könne die Industrie Brücken schlagen – etwa in Form von Dualprojekten mit Fachhochschulen und Universitäten, bei denen der Austausch von Wissenschaft und Praxis gefördert und künftigen Absolventen das Berufsfeld IT schmackhaft gemacht werde.
Einigkeit besteht unter den Expertinnen darin, dass bei all diesen Maßnahmen besonderes Augenmerk auf Mädchen und Frauen gerichtet sein sollte.

Fokus Frau

„Leider ist immer noch das Bild des jungen männlichen Nerds vorherrschend. Dieses Klischee muss aufgebrochen werden, zumal gerade die IT-Branche für Frauen mehr zu bieten hat als viele andere Wirtschaftszweige“, sagt Schiffbänker. „Tatsächlich gibt es eine überdurchschnittliche Entlohnung und praktisch keinen Gender-Gap. Auch die Flexibilität und Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden im IT-Bereich besonders gut umgesetzt“, so Wilfinger.
Um Frauen für die digital-technischen Berufsbilder zu gewinnen, müsste zum einen bei jungen Mädchen in der Schule das Interesse gefördert und zum anderen erfolgreiche Frauen vor den Vorhang geholt werden. „Wenn IT-Expertinnen an Grundschulen, Hochschulen und allgemein im öffentlichen Raum darüber berichten, mit wie viel Freude sie ihren Beruf ausüben, dann hat das eine große Wirkung auf nachkommende Generationen“, ist Kirschner überzeugt: „Die Botschaft sollte lauten: Wir sind Frauen, wir lieben unsere spannende Tätigkeit, und wir können das mit unseren Aufgaben als Mütter und Familienmenschen bestens vereinbaren.“ Unternehmen seien in diesem Sinne gefordert, Frauen noch bessere Angebote zu unterbreiten. „Es gibt genug Möglichkeiten der Flexibilität bei Arbeitszeitmodellen, um glaubhaft zu vermitteln, dass sich Familie und Karriere miteinander verknüpfen lassen – und dass dies natürlich auch gilt, wenn Frauen Führungspositionen anstreben“, so Rattinger.

Unabhängig vom Geschlecht gewinne zudem das Überthema der Work-Life-Balance zusehends an Bedeutung. „Wie sich berufliches Vorankommen, Familienleben und private Interessen unter einen Hut bringen lassen, betrifft heutzutage Frauen und Männer gleichermaßen“, so Schiffbänker.

Work-Life-Balance

Die gesellschaftliche Wertehaltung ändert sich, und Leistungsbereitschaft paart sich zusehends mit dem Mitarbeiterwunsch nach einem Wohlfühl-Umfeld. Unternehmen sind gefordert, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Die Palette vor Ort reicht vom Angebot der betrieblichen Kinderbetreuung bis hin zur Gestaltung angenehmer Büroräumlichkeiten. Die Pandemie mit vermehrtem Homeoffice hat diese Notwendigkeit in gewisser Weise sogar verstärkt.

„Auch wenn man inzwischen bemerkt hat, dass es nicht durchgehende Betriebsanwesenheit braucht, bedeutet dies jedoch nicht, dass das Büro an Stellenwert verliert – im Gegenteil“, sagt Wilfinger. Gerade die intensiven Remote-Phasen hätten aufgezeigt, wie unverzichtbar ein zeitweises gemeinsames Arbeiten in Präsenzteams ist. Die Lösung besteht laut Expertinnen in einem Ansatz, der das Beste aus beiden Welten vereint. Wenn Unternehmen die richtige Balance zwischen dem Angebot an ortsunabhängigem Arbeiten und kommunikativen, identitätsstiftenden und projekteffizienten Büroräumen finden, steigen die Chancen, Talente längerfristig an die Firma zu binden. Insbesondere die IT-Branche würde sich für diese hybride Arbeitswelt bestens eignen.

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UNTERNEHMEN IM TALK

SAP
SAP ist einer der weltweit führenden Anbieter von Software für die Steuerung von Geschäfts-prozessen und entwickelt Lösungen, die die effektive Datenverarbeitung und den Informationsfluss in Unternehmen erleichtern. Der multinationale Konzern mit Sitz in Walldorf, Baden-Württemberg, beschäftigt mehr als 105.000 Mitarbeiter rund um die Welt.
www.sap.com

Kyndryl
Kyndryl entwirft, erstellt, betreibt und modernisiert komplexe, unternehmenskritische Informationssysteme und ist der weltweit größte IT-Infrastrukturanbieter. Die 90.000 Expertinnen und Experten des Unternehmens erbringen weltweit Beratungs-, Implementierungs- und Managed Services für mehr als 4.000 internationale Kunden in über 60 Ländern.
www.kyndryl.com

Fabasoft
Das Linzer Softwareunternehmen Fabasoft steht für Digitalisierung, Beschleunigung und Qualitätssteigerung von Geschäftsprozessen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die strategische Beteiligung an jungen IT-Unternehmen. Fabasoft zählt zu den führenden europäischen Softwareherstellern und Cloud-Dienstleistern, hat seinen Hauptsitz in Linz und unterhält Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA.
www.fabasoft.com

EY Österreich
EY Österreich ist eine Prüfungs- und Beratungsorganisation und bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen Dienstleistungen wie Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Managementberatung an. Seit 2006 zeichnet EY Österreich jährlich Österreichs Top-Unternehmer mit dem Entrepreneur Of The Year Award aus.
www.ey.com/at

INITIATIVE #NEXTLEVEL

INITIATIVE #NEXTLEVEL
Das Softwareunternehmen Fabasoft bietet jungen Digitalschmieden, die Lösungen oder Softwareprodukte für den Einsatz in dokumentenintensiven Branchen entwickeln, eine strategische Partnerschaft an.
Die #nextlevel-Initiative von Fabasoft, EY und Presse ist an Entrepreneure gerichtet, die den nächsten Wachstumsschritt mit Fabasoft gehen möchten.

Folgende Kriterien sollten Interessierte erfüllen:

  • Die Unternehmer:innen tragen die Verantwortung für ihren Betrieb,
    haben eine aktive Position und
    sind maßgeblich für das bisherige
    Wachstum verantwortlich.
  • Sie tragen das wirtschaftliche
    Risiko und halten wesentliche Anteile
    am Unternehmen.
  • Der Unternehmenssitz liegt in
    der DACH-Region oder im benachbarten Ausland.
  • Der Umsatz beträgt ab zwei
    Millionen Euro aufwärts.
  • Die digitalen Lösungen sollen
    Optimierungen für dokumenten­intensive Branchen bringen.

Bewerbung:
nextlevel@fabasoft.com

Weitere Information unter:
diepresse.com/nextlevelinitiative

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