Noch mehr Fifa-Mitglieder Schmiergeldempfänger?

Ricardo Teixeira
Ricardo Teixeira(c) AP (Eugene Hoshiko)
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Auch Brasiliens Verbandschef Teixeira, Afrika-Boss Hayatou und Südamerika-Chef Leoz erhielten angeblich Zahlungen. Einen Zusammenhang mit der bevorstehenden WM-Vergabe soll es nicht geben.

Am Montag sind die Namen von weiteren mutmaßlichen Schmiergeldempfängern im Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes Fifa bekanntgeworden. Laut "Tages-Anzeiger" sollen Ricardo Teixeira, Nicolas Leoz und Issa Hayatou von der früheren Fifa-Vermarktungsagentur ISL Zahlungen erhalten haben. Die Schweizer Zeitung stützt sich auf eine ihr vorliegende Zahlungsliste aus den Büchern der 2001 in Konkurs gegangenen ISL. Die im schweizerischen Zug ansässige Firma hatte mit den TV- und Vermarktungsrechten der Fifa für WM-Endrunden gehandelt.

Das Schwergewicht unter den drei Beschuldigten ist der Brasilianer Ricardo Teixeira. Der 63-Jährige ist Präsident des brasilianischen Verbandes, der die WM 2014 ausrichtet, und einer von sieben Fifa-Vizepräsidenten. An seine Briefkastenfirma in Liechtenstein soll die ISL umgerechnet rund 12 Millionen Franken (9,1 Mio. Euro) gezahlt haben.

Um weniger Geld geht es in den Fällen von Nicolas Leoz (Paraguay) und Issa Hayatou (Kamerun). Der Südamerikaner, Präsident des kontinentalen Verbandes Conmebol, soll etwas mehr als eine Million Franken (758.380 Euro) erhalten haben. Hayatou, der 2002 gegen Sepp Blatter in der Wahl zum Fifa-Präsidenten verlor, kassierte laut "Tages-Anzeiger" knapp 25.000 Franken (18.960 Euro).

Kein Zusammenhang mit WM-Vergaben

Die Korruptionsberichte kommen zwar unmittelbar vor der Vergabe der WM-Endrunden 2018 und 2022 am Donnerstag in Zürich, stehen aber damit sachlich nicht im Zusammenhang. Die Zahlungen sollen in den 1990er-Jahren getätigt worden sein. Anders war es bei den Mitte November suspendierten Fifa-Exekutivmitgliedern Amos Adamu und Reynald Temarii, die sich gegenüber von als Vermittler getarnten Journalisten käuflich zeigten. In ihren Fällen ging es konkret um den Kauf von Stimmen bei der WM-Vergabe.

Die jüngste Entwicklung dürfte keine Auswirkungen auf die Vergabe haben. Es ist weder anzunehmen, dass die Fifa die drei Mitglieder aus der Exekutive ausschließt, noch dass die Vergabe verschoben wird. Allerdings hat die britische BBC für Montagabend weitere Enthüllungen angekündigt.

Auch die BBC nannte Ricardo Teixeira, Issa Hayatou und Nicolas Leoz als mutmaßliche Schmiergeldempfänger und führte dafür 175 geheime Transaktionen von ISL in den Jahren 1989 bis 1999 als Beweis an. Alle drei Beschuldigten haben bereits bekanntgewesene Vorwürfe zuvor zurückgewiesen, waren zu den neuen Enthüllungen am Montag aber nicht für einen Kommentar erreichbar.

Fifa-Präsident Blatter betonte, dass im Zuge der Ermittlungen von Schweizer Behörden wegen der ISL-Pleite im Jahr 2008 kein Fifa-Funktionär beschuldigt oder gar angeklagt worden sei.

(Ag.)

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