DDR-Regimekritiker leitet Stasi-Akten-Behörde

DDR-Regimekritiker leitet Stasi-Akten-Behörde
DDR-Regimekritiker leitet Stasi-Akten-Behörde Roland Jahn (c) AP
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Roland Jahn übernimmt das Birthler-Erbe, er wird Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde. Jahn wurde Ende der Siebzigerjahre von der Staatssicherheit verfolgt und im Jahr 1983 wurde er zwangsausgebürgert.

Roland Jahn war ein Hauptfeind des DDR-Regimes. Der Mitbegründer der Jenaer Friedensbewegung forderte durch Protestaktionen immer wieder die Behörden der DDR heraus. Nach politischer Verfolgung und Verhaftungen wurde Jahn im Jahr 1983 zwangsausgebürgert. Von West-Berlin organisierte er danach die Unterstützung der DDR-Opposition. Jetzt soll der 57-jährige Journalist Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde werden und damit die Nachfolge von Marianne Birthler antreten, deren Mandat im März 2011 ausläuft.

Der am 14. Juli 1953 in Jena (Thüringen) geborene Jahn arbeitete seit 1974 in oppositionellen Gruppen. Sein im Jahr 1975 begonnenes Studium der Wirtschaftswissenschaften konnte er nicht beenden, weil er gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermanns protestierte und bei Wahlen die Wahlkabine benutzte. Er wurde 1977 "zur Bewährung" zu Carl Zeiss Jena als Transportarbeiter versetzt. In den Folgejahren setzt sich Jahn gegen Bildungsverbote und Militarisierung in der DDR ein.

Inhaftiert und ausgebürgert

Mit seinen Sympathiebekundungen für die im Jahr 1980 gegründete polnische Solidarnosc zog Jahn endgültig den Blick der Stasi auf sich. Am 1. September 1982, gut neun Monate nach der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen, wird er zum wiederholten Male festgenommen. Unter dem Eindruck der Gewerkschaftserfolge in Polen machte das DDR-Regime kurzen Prozess. Jahn wurde wegen Missachtung staatlicher Symbole zu einem Jahr und zehn Monaten Haft verurteilt. Nach vorzeitiger Entlassung und erneuten regimekritischen Aktionen wurde er 1983 ausgebürgert und in den Westen abgeschoben.

Seit 1991 ist Jahn Redakteur beim ARD-Politikmagazin "Kontraste". 1996 kam der Bürgerrechtler in den Beirat der Robert-Havemann-Gesellschaft, seit 1999 ist er im Fachbeirat der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur tätig. 1998 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

(APA/dapd)

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