„Ich bin sowohl mit Russen als auch mit Ukrainern befreundet.“
Jüdisches Leben in New York

Make Borscht, Not War

Mit der Subway ist man von Manhattan nach Brighton Beach ungefähr eine Stunde unterwegs. Beim Aussteigen taucht man in eine andere Welt ein. Aufschriften auf Apotheken, Boutiquen, Lebensmittelmärkten oder Restaurants sind zum Großteil auf Russisch in Little Odessa.

Auf dem weiten Sandstrand von Brighton Beach im New Yorker Stadtteil Brooklyn tummeln sich riesige Möwenschwärme. Die schimmernden Atlantikwellen plätschern zahm unter einem leicht bewölkten Aprilhimmel. Eine Möwe pickt gierig auf eine leblose Krabbe ein. In der Entfernung ragt der Vergnügungspark von Coney Island über dem fast menschenleeren Strand auf, mit Riesenrad und Achterbahn „Cyclone“. Am breiten Boardwalk von Brighton Beach liegt das Restaurant „Tatiana“, dessen gleichnamige Besitzerin aus Odessa in der Ukraine stammt. Hier werden ukrainisches Schweinefett „Salo“, Schweinebraten „Buzhenina“, Vareniki und Pilmeni genannte Teigtaschen oder Hühnerschnitzel „Kiev“ aufgetischt. Aufgrund der Einwandererdichte aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion wird Brighton Beach auch „Little Odessa“ genannt.

Einige Schwimmer ziehen gemächlich trotz der niedrigen Außen- und Wassertemperaturen durch das ruhige Wasser. Eine ältere Frau kommt gerade aus dem Meer und trocknet sich ab. Zum Schwimmen trägt sie lediglich einen Badeanzug. Sie erzählt in gebrochenem Englisch, dass sie ursprünglich aus Odessa stamme, aber seit fast 30 Jahren in New York lebe. Sie geht jeden Tag schwimmen. Jetzt im April hält sie 15 Minuten im Atlantik durch, im Winter sind es nur fünf. Auf den Krieg angesprochen, wiegt sie bekümmert den Kopf hin und her. Sie macht sich um Familienmitglieder und Freunde in Odessa Sorgen, hat aber auch Verständnis für den Krieg. Früher hätte man ohne Probleme in Odessa sowohl Russisch als auch Ukrainisch reden und in der Schule lernen können; jetzt müsse alles auf Ukrainisch ablaufen, meint sie.

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