Motorrad

Die Maschine schaltet und waltet

Africa Twin ohne den Abenteuer-Look: Hondas Tourer NT1100, hier mit DCT.
Africa Twin ohne den Abenteuer-Look: Hondas Tourer NT1100, hier mit DCT.[ Jürgen Skarwan]
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Kupplungshand und Schaltfuß fahren ins Leere: Wie schnell gewöhnt man sich auf Hondas neuem Tourer NT1100 daran, dass ein Doppelkupplungsgetriebe die Schaltarbeit übernimmt? Und will man das überhaupt?

Wien. Bei den Autos ist das eigenhändige Rühren im Getriebe ein Auslaufmodell. In den höheren Klassen ist Automatik längst Standard, aus guten Gründen; Mercedes streicht im nächsten Jahr die Handschalter samt und sonders. Dem werden wir noch viele Pkw-Hersteller folgen sehen.

Warum wird aber auf Bikes unverdrossen gekuppelt und geklackt? Auf Rollern hat sich das ja auch aufgehört. Und bei den Supersportlern gibt es Tools, um ohne zu kuppeln schnell die Gänge rauf und runter turnen zu können. Warum noch selber schalten? Vermutung: Wir steuern auch hier auf ein Auslaufmodell hin.

Noch aber sind klassische Getriebe Standard, und viele Biker wollen sich das auch gar nicht anders vorstellen. Aber inwieweit hängt der Fahrspaß am Kupplungshebel? Wir haben Hondas DCT-Technologie (Dual Clutch Transmission, sprich Doppelkuppungsgetriebe) schon an mehreren Modellen ausprobiert, von der mächtigen Gold Wing über die quirlige X-ADV bis zur vielseitigen Africa Twin. Insofern nichts Neues an dieser Front: Die Sache ist technisch wasserdicht und verursacht keine Phantomschmerzen.

Anfangs vielleicht ungewohnt, beginnt man den Komfort, die Schaltarbeit vernachlässigen zu können, bald zu schätzen – nicht nur im Hindernislauf des Stadtverkehrs, wo das naheliegend ist, sondern auch beim schönen, lustbetonten Fahren übers Land.

Voraussetzung ist natürlich, dass das Getriebe tut, was man möchte. Legt man es sehr sportlich an, empfiehlt sich der Tour-Modus, der beim Anbremsen der Kurve die Gänge flugs in den Keller schickt und beim Herausziehen die Drehzahl ausschöpft, sofern am Gasgriff der entsprechende Wille bekundet wird. Störende Momente ergeben sich aber schon auch, wenn man etwa beim Heranrollen an die Ampel schnell Gas gibt, um sich vor die startenden Autos zu setzen; derlei kann den Schaltautomaten verwirren. Oder wenn eine hohe Drehzahl länger als notwendig gehalten wird. Aber insgesamt: Daumen hoch für DCT. Es ist keine Einrichtung, die den Spaß am Biken trübt.

Der Komfort kostet allerdings extra, bei der 15.590 Euro teuren NT1100 sind es 1200 Euro. Kalkuliert man eh schon knapp, ist das Geld besser in Equipment investiert. Die 238 kg schwere NT1100 (mit DCT: plus 10 kg) ist schnell erklärt: Tourer mit 1084-ccm-Zweizylinder der Africa Twin (102 PS), nur mit einem für Straßen abgestimmten Fahrwerk; effizientes, fünffach (manuell) verstellbares Windschild, Heizgriffe und Tempomat in Serie. Zum Einlernen der vielen Funktionen des Bordsystems per Touchscreen nimmt man sich am besten Zeit: Ampelphasen sind dafür definitiv zu kurz.

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