Klose in Altach

Ein Dorfklub und sein Glamour-Faktor

APA/DIETMAR STIPLOVSEK
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Was verschlägt den WM-Torschützenkönig Miroslav Klose nach Altach? Der 44-Jährige ist nicht des Geldes wegen in Vorarlberg gelandet. Ihn treiben Visionen und die Aussicht auf einen Job in der deutschen Bundesliga an.

Altach/Wien. Montagmittag hatte das Warten ein Ende, Miroslav Klose wurde vom SCR Altach offiziell als neuer Cheftrainer vorgestellt. Aufregung und Freude über diesen Coup waren in Vorarlberg schon in den vergangenen Tagen groß gewesen. Geschäftsführer Christoph Längle sagte in seinen einleitenden Worten: „Diese Verpflichtung ist sogar ein Stück weit abstrus. Die Flughöhe, auf denen sich beide Seiten bewegen, ist doch unterschiedlich. Aber wir haben uns zu einer attraktiven Adresse entwickelt. Und mit Miro wird der Verein ein Stück weit größer werden.“

Die Verpflichtung Kloses wird die Erwartungen im Ländle zwangsläufig steigen lassen. „Sie macht Lust“, meinte Längle, der „glücklich und stolz“ sei, zugleich aber etwas auf die Euphoriebremse trat. Weil er es wohl tun muss, alles andere wäre nicht förderlich. „Keiner wird verlangen, dass wir jetzt in die Top 6 der Bundesliga müssen.“ Dennoch: Gewiss ist auch intern die Hoffnung groß, dass Altach in der kommenden Saison eine andere, viel wichtigere Rolle innerhalb der Liga einnehmen kann. Der Klassenerhalt wurde erst am letzten Spieltag gesichert, nun regiert im Altach mit seinen 7000 Einwohnern eine neue Zuversicht.

Klose sei als bodenständig und harter Arbeiter bekannt, Altach vertrete idente Werte. Zu Vertragsdetails war offiziell nichts zu erfahren, aber Klose sei „nicht wegen des Geldes“ gekommen.

Federführend beim Engagement des neuen Cheftrainers war der sportliche Leiter Werner Grabherr, der am Montag vor einer Woche über den einstigen Salzburg-Geschäftsführer Jochen Sauer mit Klose in Kontakt trat. „Es war sofort klar, dass ich mit Werner an einen Tisch muss“, sagte der 44-Jährige. Er habe ein „super Gefühl“ gehabt. „Hier wollen die Leute, dass etwas entsteht, und da will ich gern einen Beitrag leisten“, so der Deutsche über sein für viele überraschendes Engagement.

Sprungbrett Österreich

Klose, der Perfektionist, hat „klare Vorstellungen, ich muss mich aber in meinen Erwartungen anpassen.“ Natürlich sieht der WM-Torschützenkönig (16 Tore in 24 Spielen) Altach und Österreich als Sprungbrett, ist die deutsche Bundesliga sein erklärtes, mittelfristiges Ziel. Auf dem Weg dorthin möchte der SCR profitieren. Grabherr hofft, dass Klose die Professionalisierung des Vereins weiter vorantreiben wird. „Der Prozess hat uns gefordert“, so Grabherr über die Trainersuche. Zunächst sei nach dem letzten Spiel viel Druck abgefallen, dann folgte Magnins Abgang und man suchte zunächst vergeblich am österreichischen Markt. Da sei ein Blick über den Tellerrand in die Schweiz und Deutschland doch sehr naheliegend gewesen.

Klose hatte seine aktive Karriere vor sechs Jahren beendet und danach als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft erste Erfahrungen gesammelt. Im Anschluss hatte der ehemalige Stürmer zwei Saisonen lang die U17 des FC Bayern München betreut, bevor er 2020 für eine Saison als Assistenzcoach ins Trainerteam der Profimannschaft von Hansi Flick wechselte. Über Flick schwärmte er in den höchsten Tönen. „Ein hervorragender Trainer, menschlich top. Ich werde versuchen, viele Dinge von ihm umzusetzen.“ Weiterhin Co-Trainer zu sein, sei für ihn nun nicht mehr der richtige Weg gewesen, hatte Klose in der Vergangenheit erklärt. Gemeinsam mit dem Deutschen wechselt Slaven Skeledžić als Co-Trainer ins Rheindorf.

(cg/ag.)

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