Pizzicato

Pingpong mit Bongbong

Wer auf den Philippinen auf sich hält, lässt sich bei seinem Spitznamen rufen, der gebräuchlicher ist als der Taufname – und origineller sowieso.

So lässt sich ein wenig kaschieren, dass sich die Filipinos mit ihrem neuen Präsidenten zurück in die Vergangenheit beamen. Ferdinand Marcos Jr. alias Bongbong zog nun wieder in den Malacañang-Palast ein, als wäre es sein Geburtsrecht.

Ferdinand Marcos Jr., das klingt nach Söhnchen und kleinem Diktator. Bongbong haftet indes etwas Verspieltes an: ein Bonobo, der Pingpong spielt, ein Bongotrommler, der an einer Bong zieht. Wobei Bongbong laut Rodrigo Duterte, Vorgänger und Antidrogenkämpfer, eher ein Faible fürs Schnupfen hegt. Als Vizepräsidentin wird Sara Duterte, seine Tochter – Spitzname Inday –, ein Auge auf Bongbong haben. Politik als Sache von Cronies, Cliquen und Clans.

Kurz vor ihrem 93. Geburtstag wohnte jedenfalls Imelda Marcos, die Matriarchin, der Angelobung ihres Juniors bei. Die Ex-Schönheitskönigin und „Muse von Manila“ – lang ist's her – wird eine Weile für ihre Adjustierung gebraucht haben: Immerhin stehen in ihrem Schuhmuseum 3000 Paar zur Auswahl. Einer wird indessen im Grab rotiert sein: Kardinal Jaime Sin – er kam ohne Spitznamen aus – hat vor 36 Jahren zum Sturz des korrupten Marcos-Regimes und zur Rosenkranz-Revolution aufgerufen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2022)

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