In den Augen der politischen und religiösen Rechten ist das Abtreibungsurteil des Supreme Court nur ein Etappensieg. Der Krieg hat für sie erst begonnen, das sagen sie selbst ganz offen. Eine Warnung – verfasst von Konfliktforscherin Annika Brockschmidt.
Es war ein Erdbeben, das in der letzten Juniwoche Washington, D.C., erschütterte: Der Supreme Court erklärte das Grundsatzurteil aus dem Jahr 1973 im Fall Roe v. Wade und damit das verfassungsmäßig geschützte Recht auf Abtreibung für nichtig. Das hat unmittelbare Folgen: In etwa der Hälfte aller Bundesstaaten wird Abtreibung verboten werden. In Ohio führte das dazu, dass einem zehnjährigen Vergewaltigungsopfer, das von seinem Vater geschwängert wurde, eine Abtreibung verweigert wurde. Das Mädchen konnte nach Indiana ausweichen – doch auch das könnte bald vorbei sein: Führende Republikaner haben bereits angekündigt, dass sie, sollten sie bei den Midterm-Wahlen die Mehrheit im Kongress zurückgewinnen, ein nationales Abtreibungsverbot auf den Weg bringen wollen.
In den Augen der politischen und religiösen Rechten ist das Urteil nur ein Etappensieg. Ein Kampf, der gewonnen ist – doch der Krieg hat für sie erst begonnen. Das sagen sie ganz offen. So schreibt Hadley Arkes in dem bei religiösen Hardlinern beliebten Magazin „First Things“: „Dies war erst das Ende des Anfangs“, „ein dröhnender erster Schritt“.