Stiftungen: Mit dem Geld der anderen

Stiftungen Geld anderen
Stiftungen Geld anderen(c) FABRY Clemens
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Immer mehr Stiftungen investieren in Immobilien. Für diese soliden Käufer ist das Angebot groß und reicht von Zinshäusern bis zu Weingärten.

Neben den institutionellen Investoren zählen Stiftungen zu den großen Nachfragegruppen am Investmentmarkt. Rund 80 Milliarden Euro sind in Österreich in Stiftungen geparkt, davon ist rund ein Viertel in Immobilien investiert. In den letzten 24 Monaten wurde dieser Anteil sukzessiv erhöht. Aber es gilt die Devise: Sicherheit geht vor – investiert wird von den Privatstiftungen fast ausnahmslos in sichere Immobilien. Maximilian Eiselsberg, Eiselsberg Rechtsanwälte, der verschiedene Privatstiftungen vertritt, dazu: „Stiftungen sollen im Rahmen ihrer Veranlagungsrichtlinien die bestmögliche Investition finden, weil sie primär auf Werterhalt ausgerichtet sind.“ Das heißt: Das Stiftungsgeld muss so veranlagt werden, dass es dem Stiftungszweck entspricht, und der ist eben nicht spekulativ, sondern langfristig ausgelegt.

Wiener Markt nicht attraktiv

In welche Art von Immobilien investiert wird, gestaltet sich sehr unterschiedlich. Dabei ist der „große Renner“ in Wien – die Zinshäuser – derzeit nicht für alle interessant. Die „Global Equity Partners“-Gruppe beispielsweise sucht für ihre Investoren, zu denen unter anderem auch Stiftungen gehören, Projekte in guten Lagen und mit Entwicklungspotential. Martin Ohneberg, Vorstand der Gruppe, kommentiert: „Zinshäuser in Wien wären kein ideales Investment. Ich halte sie für sehr teuer.“

Die Preise, die in den letzten Monaten stark gestiegen sind, schätzen einige Experten als zu hoch ein. Auch für Markus König, Leiter Private Equity und Principal Investments der Flick Privatstiftung, als institutionellen Investor ist „der Wiener Markt derzeit nicht attraktiv“. Die Schlussfolgerung ist einfach: Es kommen für König auch Regionen infrage, die außerhalb des Landes liegen. König erklärt: „Welche Gegenden selektiert werden, ist Teil der Due-Diligence-Prüfung. Wobei wir generell nicht Länder, sondern Region für Region und Lage für Lage genau anschauen.“ Das kann dann auch beispielsweise eine Landwirtschaft in Chile oder in Kanada sein, aber auch ein Weingarten in Rumänien.

Große oder kleine Stiftung?

Für König ist allerdings klar, nur dort zu investieren, wo man über eine gute Expertise verfügt. Diese werden entweder von den Stiftungen selbst erstellt, oder die Leistungen werden zugekauft. Der Unterschied liegt meist in der Größe der jeweiligen Institution. König meint dazu: „Es ist ein Unterschied, ob es sich um eine große Stiftung als institutionellen Investor und mit einem fixen Managementteam handelt oder ob ich mich mit dem jeweiligen Investment hin und wieder auseinandersetze.“

Da Stiftungen zu den diskreten und soliden Käufern zählen, sind die Angebote an diese relativ zahlreich. Sie werden zwar hofiert, doch auch Eigeninitiative ist gefragt. „Man ist ja als Investor bekannt“, erläutert König die Ausgangslage. „Aber man muss auch aktiv auf die Suche gehen und sich mit dem Markt befassen, weil es notwendig ist, die Projekte frühzeitig zu bekommen.“

Manchmal investieren Stiftungen auch in „Entwicklungsprojekte“, und je eher man dabei ist, desto höher fällt die Rendite aus. Allerdings sei es schwieriger geworden, das Geld zu investieren, da allgemein der Wettbewerb gewachsen sei, sagt Ohneberg. Denn trotz der Suche nach Renditen – die jeder gerne erzielt – steht bei der Stiftung die Sicherheit des Investments immer noch im Vordergrund.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2010)

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