Da voll vermietete Bürohäuser in Toplage teuer sind, greifen Käufer auch zu weniger guten Objekten. Die Rendite liegt bei 5,4 Prozent, Tendenz noch immer leicht sinkend.
Wien. Deutsche und österreichische offene Immobilienfonds sitzen auf mehreren Milliarden Euro Bargeld, das über kurz oder lang investiert werden wird. Ein Teil des Geldes wird in den österreichischen Büromarkt fließen. Das könnte auch Bürohäuser mit zehn Prozent Leerstand, die nicht direkt an der U-Bahn liegen, wieder zu begehrten Kaufobjekten machen, glaubt Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting.
Denn die in der Krise heiß begehrten Topobjekte sind teuer geworden. Die Rendite liegt bei 5,4 Prozent, Tendenz noch immer leicht sinkend. Das macht riskantere Investments attraktiver, die höhere Rendite versprechen. Bereits seit einigen Monaten zeige sich der Trend, dass die Käufer diese mehr nachfragen. „Die Investoren sind wieder bereit, mehr Risiko für mehr Rendite in Kauf zu nehmen“, stellt Pöltl fest.
Die Vermietung hinkt den Preisen noch hinterher, erst recht die Mieten. Insgesamt stehen derzeit sechs Prozent des 10,6 Millionen Quadratmeter Fläche umfassenden Wiener Büromarkts leer. Daran werde sich 2011 wenig ändern, glaubt man bei EHL. 180.000 Quadratmeter Fläche werden heuer neu auf den Markt kommen. Zu den größten zählen etwa das Media Quarter St. Marx im dritten Wiener Gemeindebezirk mit 35.000 Quadratmeter Fläche, das Space2Move im 19.Bezirk mit 26.000 Quadratmetern sowie ein Bauwerk in Town Town in Erdberg mit 20.000 Quadratmetern. Auch die Bahnhofcity Wien West wird heuer das Angebot an Büroflächen verstärken. Insgesamt kommen aber weniger neue Büros auf den Markt als im Vorjahr, als Großprojekte wie das Rivergate mit 40.000 oder die Siemens-City mit 35.000 Quadratmetern fertiggestellt wurden. Mit 240.000 Quadratmetern dürfte dafür heuer wieder etwas mehr vermietet werden. Das lässt die Leerstandsrate dennoch nicht schrumpfen. Ein Gutteil der Neuvermietung ist nach wie vor auf Umzüge zurückzuführen.
Mieten hinken hinterher
Auch bei CB Richard Ellis stellt man fest, dass Neuvermietungen oder Mietpreise noch kaum anziehen. Das hänge damit zusammen, dass der Büromarkt der allgemeinen Konjunktur hinterherhinke, sagt Andreas Ridder von CB Richard Ellis. „Die Wirtschaft muss erst neun bis zwölf Monate wachsen, bis mehr Büros vermietet werden.“ Für heuer erwartet er noch Mietpreisrückgänge von 35 bis 75 Cent pro Quadratmeter in durchschnittlichen Lagen. Dort bewegen sich die Büromieten zwischen zehn und 15 Euro pro Quadratmeter. Die Spitzenmieten von etwa 21 Euro für Bestlagen dürften dagegen ansteigen. b.l.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2011)