Mein Montag

Wissen Sie, wo der Butler den Most herholt?

Freddie Frinton als Butler in "Dinner for one".
Freddie Frinton als Butler in "Dinner for one".(c) ORF
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Wer ist dieser Barthel aus der Redensart, und warum weiß er, wo der Most versteckt ist?

Es war ein Verhörer. Das musste die Kollegin Jahrzehnte später erfahren. Denn nein, wenn ihr Vater erzählte, dass jemand weiß, wo der Butler den Most herholt, war mitnichten der Dienstbote gemeint, der aus dem Keller den Obstwein besorgt. Tatsächlich ist in der Redewendung vom Barthel die Rede. Aber wer ist das schon wieder? Und was hat er mit Most zu tun?

Nun, die Antwort ist unbefriedigend, weil nicht ganz klar. Es gibt etwa die Variante mit der Kurzform des Heiligen Bartholomäus. Der hat seinen Feiertag am 24. August, und da es da für die Weinlese noch zu früh ist, gibt es noch keinen Most. Wer dennoch weiß, wo man Most beschafft, muss also ein schlauer Mensch sein. Das ist auch die Bedeutung, dass jemand gerissen ist. Im Niederdeutschen wiederum ist Bartheld der Name für den Storch – weiß jemand, woher er die Mäuse holt, glaubt er nicht mehr an die Legende vom Klapperstorch und kennt sich somit aus. Mit Mäusen („de Mus“) waren Kinder gemeint, was möglicherweise später zum Most umgedeutet wurde. Eine andere Deutung greift auf das Rotwelsche zurück, die Gaunersprache. Dort bedeutet das aus dem Hebräischen kommende Wort „Barsel“ Eisen, mit Most sei in Wirklichkeit „Moos“ gemeint, also Geld. Und wer weiß, wie man mit dem Brecheisen an Geld kommt, kennt sich auch aus.

Es gibt viele weitere Deutungen, wo die Redewendung herkommen könnte. Nur eine hat uns noch gefehlt – sie ist auch komplett abstrus, aber lustig. Also: Wussten Sie, wo der Butler herkommt? Sie werden es nicht glauben, der englische Begriff für den Hausdiener kommt vom altfranzösischen bouteillier – dem Kellermeister, der wiederum mit der bouteille, der Flasche, verwandt ist. Vielleicht hatte die Kollegin mit ihrem Verhörer also gar nicht unrecht, und es ist der Butler, der die Flasche mit dem Most aus dem Keller holt! Mon Dieu!

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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