Grenze zwischen Kasachstan und China, Akhaba-Fluss in der Altay-Region.
Expedition Europa

Die heißen Quellen von Kasachstan

Mein Thermenbus war der erste der Saison. Ich landete in einem Hotel mit täuschend echten Plastikpalmen, frequentiert von schönen Jungfamilien der eurasischen Almatiner Oberschicht.

Im äußersten Osten Kasachstans, an der chinesischen Grenze, liegt der „Uigurische Bezirk“. 58 Prozent der Einwohner sind ethnische Uiguren, 37.000 der 225.000 Uiguren Kasachstans. Ich wollte unbedingt einmal zu diesem leidgeprüften Volk hin. Hören, was sie sagen.

Die einzige Möglichkeit, mit Hotelübernachtung hinzukommen, war der Bäderbus nach „Tschundscha – Heiße Quellen“. Tschundscha ist das Bezirkshauptdorf des Uigurischen Bezirks, von dort sind es noch weitere 50 Kilometer zu den Thermalbädern, die verstreut an einer Fernstraße durch eine menschenleere Wüste liegen. Der Bus fuhr etwa 100 Kilometer durch die grüne Almatiner Agglomeration, dann 200 Kilometer durch trockenes leeres Land. Die Bevölkerungsdichte des Uigurischen Bezirks ist ein Fünfzehntel von Österreich.


Mein Thermenbus war der erste der Saison. Bei 35 bis 40 Grad im Sommer will sich keiner in heißem Thermalwasser suhlen. Die fünfstündige Busfahrt wurde von einer sowjetischen Gouvernante moderiert. Sie las die Namen der Kurgäste vor, geordnet nach Namen der Thermalbäder und nach Zimmernummern; sie gratulierte zu Zimmern in Speisesaalnähe und gab bekannt, um welche Uhrzeit noch beide Frühstücksbreie verfügbar seien. Die mehrheitlich weiblichen Kurgäste lächelten milde. Obwohl nahende Autos in der lichten flachen Einöde perfekt auszumachen waren, verbot uns die Gouvernante im letzten Sanitär-Pausen-Weiler das Überqueren der Straße. Einmal, als der Asphalt rissig wurde, sagte sie: „Diese Straße ist so gut, weil wir direkt auf der Landebahn einer ehemaligen Luftwaffenbasis fahren.“ Hier hatten sowjetische Jagdbomber China seit den Sechzigerjahren in Schach gehalten, „heute ist leider 95 Prozent von dem, was wir kaufen, aus China“.

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