Gastkommentar

Wieso forschen wir uns nicht raus aus der Energiekrise?

Einwurf. Wer die Wissens-Pipeline nicht füttert, kann auch zum Heizen Bücher verbrennen.

Der Autor:

Giulio Superti-Furga (*1962 in Mailand) ist Wissenschaftlicher Direktor des CeMM-Forschungszentrums für Molekulare Medizin der ÖAW und Professor für Medizinische Systembiologie an der Med-Uni Wien.

Eine Krise jagt die nächste. Pandemie, Krieg, Energieknappheit, Klimawandel. Die Gesellschaft ist verunsichert, zunächst passiv, dann reaktiv, aber immer fatalistischer. Die politischen Entscheidungen sind immer palliativer Natur. Beschwichtigung der Bevölkerung, wenn man nicht schon die Ursache behandeln kann. Aber ist unser Wohlergehen wirklich so zufällig? Haben wir kein Mittel, um uns vorzubereiten, zu wehren, unser Leben zu verbessern, den Planeten zu retten?

Wohlstand ist ein lang erkämpfter Zustand, in den die Menschheit über kulturelle und technologische Erfindungen und Anwendungen gelangt ist. Aufgabenstellungen der Hominiden sind seit Langem Nahrung, Sicherheit, Fortpflanzung, Architektur und Bau, Philosophie und Religion, Energie, Transport, Gesundheit, Bildung, Wissenschaft, Kommunikation, Kunst, Unterhaltung, Umwelt. Kein Fortschritt ohne neue Erkenntnisse. Keine Erkenntnisse ohne Mühe, Anstrengung, Hirnschmalz. Der Mensch hat sich immer nach vorn gedacht und weiterentwickelt, aus Herausforderungen „rausgedacht“. Das ist, glaube ich, allen klar. Daher meine Verwunderung: Wieso forschen wir uns nicht nach vorn, raus aus der Energiekrise? Wieso konzentrieren sich die Bemühungen auf kurzfristige Umverteilungen von limitierten umweltschädigenden Ressourcen? Wieso machen wir lieber einen beschämenden Eiertanz zwischen Diktatoren und Umweltsünden? Ja, wir müssen einen Winter überleben. Aber dann?

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