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Sagen Sie bitte nicht „der Heurigen“ zum Heurigen

Der Buschen vor der Schank ergibt die Buschenschank.
Der Buschen vor der Schank ergibt die Buschenschank.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Wenn man Wein trinkt, erwischt man oft zu viel. Das kann auch schon beim Reden darüber passieren.

Gelegentlich erwischt man einfach zu viel. Das kann schon passieren, wenn man Wein trinkt. Leider kommt es aber auch oft vor, wenn man nur davon redet, wo man trinkt. Da hört man Sätze wie „Der Heurigen sperrt erst am Abend auf.“ Und ja, da ist etwas zu viel, nämlich das n am Ende – es heißt „der Heurige“. Oder, wenn man einen unbestimmten Artikel verwendet, eben „ein Heuriger“. Natürlich, in allen anderen Fällen stimmt das n am Ende. Vielleicht rührt daher auch die Annahme, dass man, wenn man schon die Nummer des Heurigen eintippt, dem Heurigen eine Reservierung schickt und schließlich den Heurigen besucht, sicherheitshalber auch im ersten Fall Einzahl ein n anhängen sollte.

Wo der Begriff herkommt, weiß man hierzulande natürlich. Dahinter steckt heuer – ein Begriff, mit dem man etwa in Deutschland meist fragende Blicke erntet, der in weiten Teilen Österreichs aber als „dieses Jahr“ verstanden wird. Gemeint ist mit dem Heurigen also der aktuelle Wein, oder auch das Lokal, in dem er ausgeschenkt wird. Ursprünglich bedeutete „hiu jāru“ im Althochdeutschen „in diesem Jahr“. Daraus wurde dann im Lauf der Zeit das heute bekannte heuer.

Der Heurige ist aber auch unter anderen Namen bekannt – in der Steiermark etwa als Buschenschank. Die steht im Wörterbuch auch als Buschenschänke und Buschenschenke. Die Herkunft ist simpel – da ist der Buschen, also ein Gebilde aus Zweigen, das man vor das Lokal hängt, wenn geöffnet ist, und die Schank, die vom Ausschenken kommt. Weniger einfach ist die Grammatik. Die Mehrzahl, sagt das Wörterbuch, ist nämlich Buschenschänke bzw. die Buschenschänken. Kennen Sie jemanden, der das so sagt? Umgangssprachlich hört man nämlich eher Buschenschanken. Im Zweifel ist der Heurige also die einfachere Variante – nur passen Sie auf, dass Sie nicht zu viel erwischen!

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2022)

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