Gastkommentar

Im Namen des Naturschutzes

Peter Kufner
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Wie der Schutz eines kleinen Vogels den Ausbau der B320 und die Rettung von Menschenleben verhindert.

Auf der B-320, der Ennstal-Bundesstraße zwischen Weißenbach bei Liezen und Haus am Kaibling, mahnen 49 weiße Kreuze. Jedes einzelne symbolisiert einen Verkehrstoten in den vergangenen 20 Jahren, den ein kleiner, unscheinbarer Vogel, dessen wissenschaftlicher Name Crex Crex ist, auf dem Gewissen hat. Der Wachtelkönig war es nämlich, der in den 1990er-Jahren zur Verhinderung des Ausbaus dieser 80 km langen Straße zwischen Liezen und Radstadt maßgeblich beigetragen hat. Wobei man dem Vogel nicht wirklich einen Vorwurf machen kann. Verhindert wurde der Ausbau durch Menschen im Namen des Naturschutzes.

DER AUTOR

Dr. Martin Eisenberger, LL.M (*1968) ist Rechtsanwalt in Graz und betreibt dort seit 2005 eine Spezialkanzlei für Umweltrecht. Seit knapp 20 Jahren unterrichtet er an der Montanuniversität Leoben Umweltrecht und Abfallrecht. www.umweltrecht.at

Die Crux mit dem Crex ist aber: Gesehen hat den Vogel kaum jemand. Fotos, die sein Dasein im Ennstal nachweisen, sind Mangelware. Er ist ja so scheu. Zyniker werden argumentieren, nicht der Vogel, sondern der Mensch sei schuld, wenn er den Verkehrstod stirbt. Faktum ist aber: Wäre die B320 ordentlich ausgebaut worden, würden viele dieser weißen Kreuze nicht stehen. Offenbar hat aber auch schon vor mehr als 30 Jahren der Ruf eines Vogels aus-gereicht, medial genügend Aufmerksamkeit zu erregen, damit etwas verhindert werden kann.

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