Wiener Ansichten

Tegetthoffstraße: Wie man mit Beton Körper ertüchtigt

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Gesundheitsvorsorge Wiener Art oder: Stadtraum als Hindernisparcours. Besuch nächst der Albertina.

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Die Gesundheit ihrer Bürgerschaft liegt ja unseren Stadtmüttern und Stadtvätern seit je zutiefst am Herzen. Man denke nur an die nachgerade heroische Unnachgiebigkeit, mit der sie sich gegenwärtig an den Stadträndern Bodenversiegelungsversuchungen aller Art entgegenstemmen, auf dass Wien grün bleibe. Und wenn doch einmal das eine oder andere kleine Fleckerl verbaut werden muss, dann nur so ressourcenschonend, klimaaktiv und CO2-neutral, dass es mit den paar Tausend Kubikmetern Beton, die da versenkt werden, eh noch immer grüner ist als je zuvor.
Freilich, die Fitness einer urbanen Bewohnerschaft zu sichern, das verlangt gleichermaßen, für eine entsprechende physische Ertüchtigung der Bürgerinnen- und Bürgerkörper zu sorgen. Sich dabei allein auf die dafür vorgesehenen Sporteinrichtungen zu verlassen hieße allerdings, zu kurz zu greifen. Will man die Bevölkerung in ihrer ganzen (mitunter etwas übermäßigen) Breite erfassen, müssen entsprechende Trainingsprogramme unauffällig in den Alltag aller integriert sein.
Idealtypisch findet sich diese Idee neuerdings in Wiens Innerstem, der Albertina gegenüber, materialisiert. Einfach so mir nichts dir nichts die Fahrbahn der Tegetthoffstraße queren, das war einmal. Wer das versucht, sieht sich mehr als einen Meter hohen, knapp halbmeterstarken Betonbarrieren gegenüber, ihrerseits jene zwei Gräben einfassend, die die Straße auf 60 ihrer 130 Meter Länge in Stücke teilen: Was Autofahrern nämlich als Ein- und Ausfahrt in die jüngst errichtete Tiefgarage unter dem Neuen Markt frommt, formt den Stadtraum für Passantinnen und Passanten zum Hindernisparcours, der Wege verlängert – und also Muskeln stählt.

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