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Wenn die Welt noch schläft – im wohlig Warmen

Laufen gehen noch vor der Morgendämmerung: Bald wird sich der Donaukanal mit Leben füllen – und auch man selbst.
Laufen gehen noch vor der Morgendämmerung: Bald wird sich der Donaukanal mit Leben füllen – und auch man selbst. Schechtner
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Es ist dunkel, es ist kalt, es ist grausam, das Haus für die Morgenrunde zu verlassen. Aber nicht nur.

Fünf Uhr vierzig an einem Mittwoch. Der Wecker klingelt, der Körper – zu dieser Uhrzeit tatsächlich noch eine seelenlose Hülle – reagiert, springt aus dem Bett, lässt die Rollos hinauf. Registriert, es ist stockdunkel, überlegt, ob er nicht noch einmal ins Bett zurückkehrt, erinnert sich an die Verabredung. Schlüpft in seine Laufsachen, schwingt sich aufs Rad, wird von einer eiskalten Brise endgültig aus dem Träumeland geholt.

„Was haben wir uns dabei schon wieder gedacht?“, begrüßt man einander, ergänzt um ein: „Soll gut für's Immunsystem sein.“ Man wärmt sich noch kurz auf, so gut das bei diesen Temperaturen eben geht, und läuft los. Die Stadt ist in diesen Stunden wie leer gefegt. Hier und da läuft man (ähnlich verrückten) Gleichgesinnten über den Weg. Wer tut sich das auch schon an: Die Lunge brennt, der Motor braucht noch, um anzulaufen und in die Gänge zu kommen. Wer friert, gibt eben mehr Gas. Was im Sommer funktioniert, muss doch auch bei frischen vier Grad im November gelingen. Oder?

Eher nicht. Denn ab jetzt gilt, wieder ein wenig herunter vom Gas zu steigen, schnelles Laufen und Intervalle lieber ins Innere, aufs Band, zu verlegen. Wer sich für die Variante im Freien entscheidet, erkennt bald: Irgendwann ersetzt tatsächlich ein gewisser Genuss die Qual. Man kommt rein. Wacht langsam auf. Lässt sich von der klirrend kalten Morgenluft wachküssen und sie durch jede Pore seines Körpers fließen. Langsam füllt man sich wieder mit Leben, hat einen klaren Kopf. Ist bereit für den Tag.

Und während sich viele unserer Mitmenschen noch einmal im warmen Bett umdrehen oder den Wecker ein weiteres Mal auf Snooze stellen, sind wir schon am Dehnen. Das Geheimnis an der ganzen Sache? Man muss sich nur verabreden. Damit die Rollos nicht tatsächlich gleich wieder unten sind.

E-Mails an: barbara.schechtner@diepresse.com

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