Geschichte

Die Stadt gibt, der Staat nimmt

Der Bau des Parlaments in Wien. Auf dem Areal war zuvor der Paradeplatz des Militärs – der Verkauf ist in den einstigen Ministerratsprotokollen festgehalten.
Der Bau des Parlaments in Wien. Auf dem Areal war zuvor der Paradeplatz des Militärs – der Verkauf ist in den einstigen Ministerratsprotokollen festgehalten.(c) ÖNB-Bildarchiv/picturedesk.com
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Zur Budgetsanierung verkaufte die Monarchie Bauflächen an Wien. Derartige Einblicke liefern nun publizierte Ministerratsprotokolle.

Der Staat steckte in finanziellen Schwierigkeiten. „Bei der Budgetsanierung ging man schon damals nach der Devise ,Mehr privat, weniger Staat‘ vor“, sagt Richard Lein, Historiker in der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) über das Ende des 19. Jahrhunderts. Der Staat trennte sich von allem, was nicht unbedingt für den Bestand der Monarchie erforderlich schien. Dazu zählten Betriebe, Fabriken und sogar der steirische Erzberg samt dem Schürfrecht, aber auch der Paradeplatz des Militärs in Wien.

Eigentümer des Paradeplatzes, der sich auf dem Glacis vor der ehemaligen Stadtmauer befand, war allerdings das Heer. Das von der Bellaria bis zur Votivkirche reichende Areal erstand schließlich der Wiener Stadterweiterungsfonds. Und das war der Anstoß für die rege öffentliche Bautätigkeit, nämlich jene von Parlament, Rathaus und Universität.

Wer macht die Regeln?

Derartige Verkäufe beschäftigten den Ministerrat Cisleithaniens. Die Protokolle dieses Gremiums werden von der ÖAW publiziert und in mehreren Editionen herausgegeben. Band II (1868–1871) und Band II (1872–1879) sind nun erschienen. Die Themen, die in den beiden Protokollbänden verzeichnet sind, zeigen einerseits die Schwierigkeiten nach dem Ausgleich von 1867 und der Eigenständigkeit Ungarns, andererseits die Probleme des von Wien aus regierten Reichsteils, die von der Budgetverschuldung über die föderalistisch-zentralistische Frage bis zum Eisenbahnbau reichen.

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