Nach den Sternen greifen: Entwurf für den Plenarsaal des Europäischen Parlaments.
Architektur

Ein Brüsseler Plenarsaal in den Wolken

Der Wettbewerb für ein neues EU-Parlament in Brüssel ist entschieden. Ob wirklich etwas Neues entsteht oder es am Ende bei der Sanierung eines schwachen Bestands bleibt, ist freilich noch offen.

Versucht man einem Gast aus den USA die politische Struktur der EU zu erklären, wird es rasch kompliziert. In den USA bilden der Präsident, der Kongress und der oberste Gerichtshof ein stabiles Dreieck von Exekutive, Legislative und Judikative. In der EU gibt es gleich drei Präsident:innen: eine mächtige für die Kommission, eine weniger mächtige für das Parlament und einen vergleichsweise machtlosen, alle 2,5 Jahre neu gewählten, der den „Europäischen Rat“ der Regierungschefs leitet; im „Rat der EU“ treffen sich die Minister auf fachlicher Ebene.

Immerhin haben die beiden EU-Räte seit ein paar Jahren ein eigenes Haus: die Erweiterung eines Art-déco-Gebäudes aus den 1920er-Jahren unweit des Brüsseler Place Schumann, genau gegenüber vom Sitz der Kommission. Der Bestand wurde vom belgischen Büro Samyn und Partner um einen gebäudehohen Wintergarten erweitert, hinter dessen Fassade aus nachgenutzten Eichenholzfenstern eine gigantische gläserne Amphore hervorleuchtet, in der die Ratssäle gestapelt sind. Das Ensemble aus Alt und Neu wirkt einigermaßen surrealistisch, insbesondere da die Amphore nicht kreisrund, sondern gequetscht ist, was ihr in der Seitenansicht einen beachtlichen Schmerbauch verleiht. Als Hintergrund für die mediale Berichterstattung ist das „Haus Europa“ aber gut brauchbar. Im Logo der Räte findet sich das Haus ebenso wieder: als kleines Fass mit horizontalen Streifen.

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