Kooperation

Behausungen für Gehilfen

Lang schon in Forscheraugen: der Hawaiianische Zwergtintenfisch, der viele Bakterien als Gehilfen beherbergt.
Lang schon in Forscheraugen: der Hawaiianische Zwergtintenfisch, der viele Bakterien als Gehilfen beherbergt.(c) Ardea.com/picturedesk.com
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Bei manchen Tieren und Pflanzen geht die Vergesellschaftung mit Bakterien so weit, dass sie symbiotische Organe für sie entwickelt haben.

Wenn Euprymna scolopes, der Hawaiianische Zwergtintenfisch, in mondhellen Nächten unterwegs ist, dann schützt er sich mit Licht, das seinen Schatten verschwimmen lässt, vor hungrigen Mäulern, die unten lauern. Und wenn er kein er ist, sondern ein Weibchen, dann sorgt sie in trächtigen Zeiten zudem für die Zukunft der Jungen und stattet sie mit Antibiotika aus. Beides geschieht in besonderen Körpergeweben, geleuchtet wird im Lichtorgan, die Antibiotika kommen aus der Nidamentaldrüse.

Und beides schafft der Tintenfisch nicht aus eigener Kraft, sondern mit der Hilfe von Bakterien, die er angelockt und dann darauf geachtet hat, dass sie – nur sie – das jeweilige Gewebe besiedeln: Beim Lichtorgan dringt nur eine Art durch chemische und physikalische Sperren, Vibrio fischeri; in der Nidamentaldrüse ist es ein Konsortium von Bakterien, das die Antibiotika – Waffen im Kampf unter Bakterien – produziert. In beiden Fällen haben die Bakterien eine sichere Zuflucht mit wohl gedecktem Tisch, es ist ein staunenswertes Zusammenspiel fremder Lebewesen. Vor allem Forscher der University of Hawaii wie Spencer Nyholm gehen den molekularen Details seit über 30 Jahren nach (Pnas 116, S. 3030, Current Opinion in Microbiology 50, S. 15).

Dadurch wurde diese Kooperation zu einer der am besten erkundeten Formen eines Phänomens, dessen Entdeckung dem deutschen Naturkundler Anton de Bary 1878 heftigen Widerspruch eintrug: Er hatte bemerkt, dass Flechten Gemeinschaften von Algen und Pilzen sind, er stellte das unter dem Titel „Symbiose“ vor und definierte es als „Zusammenleben ungleichnamiger Organismen“. Das missfiel vielen − aus einer verengten Sicht des Darwinismus, derzufolge in der Natur der Eigennutz regiert und Kooperation, gar zwischen Arten, ausgeschlossen ist.

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