Prototyp der Eisenbetonarchitektur: Fensterflächen mit kleinteiliger Eisen-Glas-Rasterung.
Architektur

Lascher Umgang mit historischer Substanz: Pionierbau in Wien-Neubau

Ein Fabriksgebäude zwischen Kaiserstraße und Wimbergergasse repräsentiert die technologisch innovative Zeit der Jahrhundertwende in Wien. 117 Jahre hat es gut überstanden. Was kommt jetzt?

Es ist vielleicht eines der authentischsten Gebäude im siebten Wiener Gemeindebezirk: Das auf einer Parzelle zwischen Kaiserstraße und Wimbergergasse errichtete Fabriks- und Werkstättengebäude der Brüder Demuth markiert einen Wendepunkt im Bauen. Ab den 1860er-Jahren ist das von Anton Demuth begründete Unternehmen, das unter anderem Maschinen für die Textilindustrie erzeugte, am Standort nachweisbar. Seine Söhne Carl und Edmund errichteten den Fabriksneubau im Hof, mit dem die Schlosserei und Metallstreckerei die Wandlung zum „fabriksmäßigen Betrieb des Maschinenbaugewerbes“ vollzog. Im Juni 1905 wurden die Pläne eingereicht, im Oktober die Baubewilligung erteilt. Schon im Frühjahr 1906 war der Bau fertig, der sich nun im Zuge von Forschungen eines Teams um Otto Kapfinger als Pionierbau der Eisenbetonarchitektur erweist. Die erst später errichteten straßenseitigen Wohnhäuser erscheinen im Vergleich dazu konservativ und bieder.

Errichtet wurde der viergeschoßige Fabriks-Trakt von der Baufirma Ed. Ast & Co., die zusammen mit Firmen wie G. A. Wayss, Pittel + Brausewetter oder Rella eine wesentliche Rolle bei der Weiterentwicklung der neuen Eisenbetontechnik spielte und im Tiefbau wie im Hochbau die konstruktive Grundlage des modernen Wiens schuf. Der armierte Beton ermöglichte gegenüber dem Ziegelbau schlanker dimensionierte Konstruktionen von hoher Tragfähigkeit mit größeren Spannweiten und offeneren Grundrissen. Eduard Ast erwarb 1989/99 die Lizenz des damals führenden Betonbausystems des französischen Ingenieurs François Hennebique exklusiv für den Raum der k.u.k. Monarchie und entwickelte es zum eigenen System Ast weiter, kongenial unterstützt von seinem Schwager, Firmenmitinhaber und Chefingenieur Hugo Gröger.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.