Was ich lese: Sebastian Gürtler

Musiker, Amarcord Wien, Hugo-Wolf-Quartett.

Nach der anfänglichen Überraschung, für das „Spectrum“ einen Lesetipp abgeben zu sollen, freute ich mich auf die Aufgabe und wusste auch sofort, was ich schreiben wollte.

Meine literarische Nahrung bestand in jüngster Zeit großteils aus drei Werken. Zum einem war und ist es die Philosophie des Abendlandes von Bertrand Russell (Piper Verlag). Zum anderen waren es Comics einer österreichischen Partei, die ich allerdings nur auf dem Klo genoss. Und zuletzt war es ein Roman, welchen ich nun schon zum dritten Mal las: Die Liebe in den Zeiten der Cholera von Gabriel García Márquez (Kiepenheuer & Witsch Verlag). Letzterer ist für mich die intensivste und schönste Liebesgeschichte aller Zeiten, und obwohl ich den Ausgang schon kenne, schwellen mir unweigerlich bei der letzten Seite die Tränensäcke an.

Russells Meisterwerk ist mir ein ständiger Begleiter auf den vielen Reisen, die ich mit meinen beiden Quartetten in die Welt unternehme. Es erfordert sehr viel Konzentration, aber ich verdanke ihm viele neue Denkansätze über Religion, Menschheit, den Sinn des Lebens und die Liebe. Auch aus den Comics habe ich geistig etwas mitgenommen, aber sie sollten lieber dort bleiben, wo ich sie gelesen habe. Gründe zum Lesen gibt es viele und Stoff dazu in sehr unterschiedlichen Qualitäten. Für mich ist der wichtigste: Lesen, um sich eine eigene Meinung von der Welt und deren Dingen zu machen und nicht in der Meinungslosigkeit zu versinken. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2011)

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