Am Herd

Die Eroberung der Hauskatze 

Jahrelang, ja über ein Jahrzehnt lang hat sie mich mit Verachtung gestraft, jetzt kommt sie kuscheln. Über meine alte Katze. Falsch: über Marlenes alte Katze.

Das Problem mit Katzen ist: Sie können nicht sprechen. Sonst wäre vieles leichter. Man könnte ihnen sagen: „Halt still, ich schneide dir jetzt die Krallen, dann bleibst du nicht dauernd an der Decke hängen, es tut auch gar nicht weh.“ Man könnte sagen: „Ich weiß genau, dass der Stephan dich schon gefüttert hat, du musst nicht so tun, als würdest du sterben.“ Vor allem aber hätte ich zu ihr gesagt: „Schau, es hat keinen Sinn, auf Marlene zu warten. Die ist ausgezogen. Aber ich bin da! Komm doch kuscheln!“

Vielleicht wäre es dann ja schneller gegangen. Vielleicht auch nicht, denn diese Katze ist erstens sehr stur und zweitens mag sie mich nicht, sie mag auch meinen Mann nicht besonders und Hannah nur ein bisschen, weil eigentlich liebt sie Marlene, und zwar, seit sie vor 17 Jahren von ihr in den Puppenwagen gesteckt worden ist. Der Rest ist Geschichte und wir sind darin die Mägde und Knechte, die dauernd das falsche Futter kaufen. Was übrigens ungerecht ist: Mein Mann zerbricht sich tagein, tagaus den Kopf darüber, was ihr denn am besten munden würde. Nein, ruft er mir zu, nicht den Kabeljau in Sauce, den hatte sie doch schon gestern!

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