Pandemie

China droht neue Coronawelle zum Neujahrsfest

Feierstimmung vorm Beginn des „Jahres des Hasen“. Nach dem Ende der harten „Null Covid“-Politik sind wieder Menschen in ganz China unterwegs.
Feierstimmung vorm Beginn des „Jahres des Hasen“. Nach dem Ende der harten „Null Covid“-Politik sind wieder Menschen in ganz China unterwegs.APA/AFP/ISAAC LAWRENCE
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Millionen Chinesen reisen zu ihren Verwandten. Die Behörden sind alarmiert.

Peking. Seit Tagen sind die Bahnhöfe und Flughäfen der Metropolen wieder voll. Täglich machen sich Millionen Chinesen auf den Weg, um die Verwandten in ihren Heimatorten zu besuchen. Denn Samstagnacht möchten sie gemeinsam das „Jahr des Hasen“ begrüßen – mit selbst gemachten Teigtaschen, während in den Wohnzimmern die „Neujahrsgala“ des Staatsfernsehens läuft.

Für viele Familien ist es das erste Wiedersehen seit drei Jahren, nachdem die vergangenen Neujahrsfeste aufgrund der rigiden Reisebestimmungen wegen Corona ins Wasser gefallen sind. Für 2023 werden während der 40-tägigen Saison bis zu zwei Milliarden Einzelreisen erwartet, was ungefähr 70 Prozent des Niveaus von 2019 darstellt.

Kaum Personal in Dorfkliniken

Doch auch wenn die Wahrsager des Landes ein „Jahr der Harmonie“ erwarten, stehen die nächsten Wochen vor allem im Schatten von Corona. Denn nachdem in den großen Städten während der vergangenen Wochen eine beispiellose Infektionswelle mit mehreren Hundert Millionen Ansteckungen gewütet hat, befürchten die Behörden nun eine ungleich schwerwiegendere Belastungsprobe in den Hinterlandprovinzen.
Die regionalen Unterschiede im Gesundheitssystem sind eklatant: In Peking oder Shanghai erreichen Spitäler das Niveau von Industrienationen, doch in den wirtschaftlich rückständigen Gebieten ist die Versorgungslage prekär. Oft fehlt es in den Dorfkliniken an ausgebildetem Personal und Medikamenten, die nächstgelegenen Intensivbetten sind meist mehrere Autostunden entfernt. Dort braucht es nicht selten gute Kontakte, um überhaupt Zugang zu erhalten. Und für viele unterprivilegierte Senioren ist ein Krankenhausaufenthalt ohnehin ein abstrakter Luxus, da sie die Rechnungen mit ihrer mageren Pension nicht bezahlen können.

Auch Staatschef Xi Jinping zeigt sich besorgt. Am Mittwochabend hat sich der 69-Jährige nun erstmals über die Coronasituation geäußert: „Ich mache mir am meisten Sorgen um die ländlichen Gebiete und die Bauern. Die medizinischen Einrichtungen sind dort relativ schwach.“
Doch gleichzeitig verhindert die Regierung mit einer beispiellosen Intransparenz, dass die Bevölkerung die Coronalage vor Ort realistisch einschätzen kann. Zunächst waren die täglichen Coronazahlen höchst unzuverlässig, schließlich wurde ihre Bekanntgabe vollständig eingestellt. Nun berichteten die Behörden von rund 60.000 Covid-Toten seit den Öffnungen Anfang Dezember. Dabei handelt es sich jedoch weiterhin um offenbar geschönte Daten.

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