Wechsel

Ein Plädoyer für die Grenzenlosigkeit

Molekularbiologe Martin Hetzer übernahm mit Jahreswechsel die Leitung des Institute of Science and Technology. Er setzt auf dem Weg zur Spitze auf Interdisziplinarität.

Er wolle „ganz mutige Wissenschafter anziehen, die unkonventionelle Ansätze nehmen, ihren eigenen Weg ins Ungewisse gehen und die Bereitschaft haben, über Fächergrenzen hinaus zu forschen“. Dadurch würden komplett neue Ideen entstehen, „und die werden uns eine Identität geben, die uns klar von anderen Instituten unterscheidet, mit wissenschaftlichen Fragestellungen, die es sonst nirgendwo gibt“, sagt Martin Hetzer. Der gebürtige Wiener kehrte nach zwei Jahrzehnten in den USA, wo er zuletzt Senior Vice President am Salk Institute for Biological Studies in Kalifornien war, mit Jänner als Präsident des Institute of Science and Technology Austria (Ista) nach Österreich zurück. Damit folgte er auf den Informatiker Thomas Henzinger, der die stark international ausgerichtete Forschungseinrichtung nördlich von Wien aufgebaut hatte.

Dessen Weg, bei der Anwerbung neuer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die besten Köpfe und nicht auf das Fach zu setzen, will Hetzer weiter gehen. Dafür dürfte es viele Gelegenheiten geben, immerhin soll sich das Ista bis 2036 von derzeit 75 auf 150 Forschungsgruppen verdoppeln. Junge würden an etablierten Unis und in Forschungseinrichtungen oft in einzelnen Disziplinen eingesperrt, das Ista habe „unglaubliches Potenzial, Leute aus der ganzen Welt anzuziehen“, so Hetzer. Mit diesen sollen „eigene Forschungsbereiche entwickelt werden, die es sonst nirgends gibt“.

Britische Eliteunis als Vorbilder

Grenzenlos soll auch weiterhin die Neugier sein: „Wenn wir aufhören, diese neugiergetriebene Forschung zu betreiben, werden wir bald nichts mehr haben, was wir anwenden können“, sagt Hetzer. Bei der Präsentation seiner Ziele und Visionen mit Teilen seines Teams – Gaia Novarino bleibt Vizepräsidentin für Science Education und Georg Schneider Managing Director – nannte der 56-Jährige Oxford und Cambridge als Vorbilder: Das sei, wo man hinwolle, das Ista solle eine Alternative zu diesen Top-Forschungszentren werden.

Hetzer will auch als Ista-Präsident weiter forschen. Der Molekularbiologe bringt das Thema Altersforschung mit, wehrt sich aber gegen diese Einordnung: „Ich bin eigentlich in der Gesundheitsforschung, ich möchte verstehen, was es uns ermöglicht, gesund zu bleiben.“ Was trivial klinge, werde wissenschaftlich noch nicht gut verstanden: Bisher habe man sich v. a. damit befasst, was krank macht. Bei der Coronapandemie etwa seien Millionen Leute gestorben, aber auch Millionen Leute mit derselben Viruslast gesund geblieben – das müsse man untersuchen. (APA/gral)

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