Gendarmerie-Major Alois Renoldner.
Erinnerungen

Als mein Großvater nach Dachau musste

Am Morgen des 13. März 1938, einem Sonntag, wurde mein Großvater verhaftet. Auf Befehl seines Vorgesetzten, Oberst Simmer. Viele Wochen wusste er nicht, was ihm eigentlich vorgeworfen wurde. Ein Vorabdruck.

Es sei ein Befehl von Oberst Simmer, sagten sie zu meinem Großvater, und dass sie ihn „in Schutzhaft nehmen“ müssen. Es waren zwei junge SS-Männer, die ihn aus seinem Büro holten. Zu dritt nahmen sie im Vorraum Platz. Nach einer Pause der Verlegenheit fragten sie ihn, ob er wisse, warum er verhaftet werde. „Nein, das weiß ich nicht.“ Ob er Ärger mit Oberst Simmer gehabt habe, wurde er gefragt. „Er will neuer Sicherheitschef werden. Sagt man.“ In dem Ton haben sie mit ihm geredet, der nun ein Häftling, davor aber mehrere Jahre einer ihrer Vorgesetzten gewesen war. Sollte er ihnen erzählen, wie oft er mit Simmer im Streit gelegen hatte? Mein Großvater bot den beiden eine Zigarette an. Er war zuversichtlich. Alles würde sich bald aufklären.

Bis zum Abend hielten ihn die beiden SS-Männer fest. Begleiteten ihn auf dem Weg zur Toilette. Und wieder zurück. Brachten ihm mittags zwei Semmeln mit Käse. Die er bezahlte. Telefonieren durfte er nicht. Oberst Simmer, dessen Büro sich zwei Türen weiter befand, ließ sich nicht blicken. Aber man konnte ein Telefonat mitanhören. Wie er über seinen Vorgesetzten, Oberst Dr. Spitzer, den er schon am Vortag in Haft gebracht hatte, herzog. Diese „Spitzer-Sau“, rief Simmer so laut aus, als ob es alle hören sollten im ganzen Haus, und dass es „eine unglaubliche Schmach für Deutschland“ sei, dass der Führer vor dem Linzer Rathaus ausgerechnet ihm, dieser Spitzer-Sau, die Hand gegeben habe.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.