Park in Oleksandrija, Ukraine.
Expedition Europa

Von der Angst, auf den ukrainischen Straßen rekrutiert zu werden

Mein Freund möchte nicht zum ukrainischen Kriegsdienst eingezogen werden. Aber wenn, wird er gehorchen.

Ich fahre 38 Stunden, um eine gewöhnliche ukrainische Provinzstadt in Zeiten des Krieges zu sehen. Da ein alter ukrainischer Freund aus dem russisch okkupierten Gebiet dorthin geflohen ist, wähle ich Oleksandrija. Etwas Durchschnittlicheres ließe sich kaum finden: Oleksandrija liegt ziemlich in der Mitte der Ukraine, ist nicht groß und nicht klein, nicht weit und nicht unweit von der Front, wird bislang trotz seiner Kaserne nicht bombardiert, und falls hier irgendwo eine Flugabwehrbatterie steht, dann wären herabfallende Teile von drüberfliegenden Raketen wie jener, die ein flinker Oleksandriner neulich fotografiert hat, das größte Risiko für Leib und Leben. Mein Freund schreibt mir, dass er Angst hat, in die Stadt zu gehen. Er fürchtet, auf der Straße angehalten und zum Kriegsdienst eingezogen zu werden.

Am nieseligen Montagmorgen holt er mich dennoch vom Bahnhof ab, mit dem Auto. Seit jeher das Gegenteil eines Kriegers, ist er inzwischen grau geworden. Vielleicht weil seine Frau dabei ist, erklärt er nur so viel: „Jetzt ist es ruhig, aber vorige Woche, als sie diese sechs Divisionen aufgestellt haben, war die Anspannung in Aleksandrija groß.“

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