Expedition Europa

An der EU-Außengrenze: Die Wirtin vom Dörflein Selendol

Die bulgarische Wirtin ist gegen den EU-Beitritt Nordmazedoniens.
Die bulgarische Wirtin ist gegen den EU-Beitritt Nordmazedoniens.IMAGO/Steinach (IMAGO/Sascha Steinach)
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Da großbulgarische Identitätspolitik lange die EU-Beitrittsverhandlungen Nordmazedoniens blockiert hat, fahre ich ins südwestliche Grenzland, um Näheres zu erfahren.

Bulgarien ist das ärmste, ungeimpfteste und wohl auch hoffnungsloseste Land der EU. 2013 wurde es von einer Welle von Selbstverbrennungen überrollt, von 2020 bis 2022 zahlte es den zweithöchsten Covid-Todeszoll der Welt, und am Sonntag fand die fünfte Parlamentswahl innerhalb von zwei Jahren statt. Da großbulgarische Identitätspolitik lange die EU-Beitrittsverhandlungen Nordmazedoniens blockiert hat, fahre ich ins südwestliche Grenzland. Ich halte im Dörflein Selendol. Überwölbt von einem seit fünf Jahren verwitternden Ziegelrohbau, wirkt das Wirtshaus geschlossen. Es hat aber offen, der vormittägige Stromausfall ist endlich vorbei, und ich bekomme gute, weiche, wenn auch fetttriefende Pommes.

Die Wirtin ist gegen 50 und kichert viel. Ihre Weltsicht drückt ein Magnet zu Ehren des kommunistischen Diktators Todor Schiwkow aus: „28 Jahre ohne Baj Toscho – Tag für Tag wird alles immer schlechter.“ Selendol sei sozialistisch, sagt sie, sie selbst wählt aber inzwischen die prorussisch-nationalistische Partei „Wiedergeburt“.

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