Architektur

So wenig Spital wie möglich: Die neue Jugendpsychiatrie in Graz

Holzbauweise: Lebendige Oberflächen haben eine beruhigende Wirkung.
Holzbauweise: Lebendige Oberflächen haben eine beruhigende Wirkung. Emilian Hinteregger
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Für eine irritierte Psyche sind eine übersichtliche Bauweise, eindeutige Farbkontraste und klar lesbare Strukturen als Orientierungshilfe besonders wichtig. Die Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Graz soll optimierten Raum bieten, in dem junge Menschen wieder gesund werden können.

Seit 1872 werden auf dem Gelände des ehemaligen Feldhofes im Süden von Graz Menschen mit psychischen Symptomen behandelt. Die Geschichte des als Landesirrenanstalt gegründeten Areals birgt viele Facetten, die vom Umgang mit diesen Krankheitsbildern im Lauf der Zeit erzählen; an die NS-Zeit erinnert eine Gedenkstätte an einer Allee mit Zwetschken und Pappeln. Bäume spielen auf dem Gelände eine große Rolle, aber nicht als Abstandsgrün: Die einzelnen, in 150 Jahren angesammelten Bestandsbauten scheinen sich im Park zwischen den Bäumen niedergelassen zu haben. Schon bevor die Situation der ansteigenden psychischen Erkrankungen junger Menschen als Corona-Echo mediale Aufmerksamkeit erfuhr, plante die KAGes eine Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Standort Süd des LKH Graz II. Den 2020 ausgelobten Realisierungswettbewerb für eine Station mit 22 Betten, einer Tagesklinik, Diensträumen und Therapiebereichen entschied die ARGE von NOW Architektur und Architekt Reinhold Tinchon für sich.

Die nun kurz vor Fertigstellung stehende Erweiterung schmiegt sich in eine geschützte Freifläche zwischen dem Hauptgebäude der Kinder- und Jugendpsychiatrie aus den 1980er-Jahren, der Kirche und der Allgemeinen Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie. Der in einzelne Häuser aufgeteilte, etwa 2500 m2 umfassende Zubau verzahnt sich mit der Parklandschaft. So ergeben sich unterschiedliche, vom Landschaftsarchitekturbüro Koala gestaltete Freiflächenszenarien um das Ensemble: Besuchergarten, Terrassen, Grünflächen und Therapiegärten mit Pflanzbeeten. Hinter einem einladenden Vorplatz liegt der neue Hauptzugang: Eine nach vorne voll verglaste Loggia verbindet Bestand und Neubau in einer übersichtlichen Empfangssituation. Die Transparenz dieser durch beide Gebäude durchgesteckten „Avenue“ löst Schwellenängste auf; sie geleitet in den neu organisierten „Kopfbereich“ des bestehenden Hauptgebäudes, wo Anmeldung samt Wartebereich, Ambulanz und die Tagesklinik für Kinder untergebracht sind.

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