Architektur

Zug fährt ab – Eine Stadt braucht einen Bahnhof

In Hall in Tirol soll die Bahnhofshalle aus den 1950er-Jahren einer Park&Ride-Anlage weichen.
In Hall in Tirol soll die Bahnhofshalle aus den 1950er-Jahren einer Park&Ride-Anlage weichen. Foto: ÖBB/Michael Fritscher
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Bahnhöfe haben heute in erster Linie inklusiv und effizient zu sein. Wo Fahrpläne getaktet sind, bleiben Wartehallen auf der Strecke. In Hall in Tirol lässt sich das gerade gut beobachten.

Eine Stadt braucht einen Bahnhof“, sagt Oliver vom Hove mit dem Brustton der Überzeugung. Er spricht von Hall in Tirol. Einem Ort mit einem außergewöhnlich schönen, mittelalterlichen Stadtkern, etwa 14.322 Einwohnerinnen und Einwohnern und einem grundsoliden, sympathischen Bahnhof, Baujahr 1957 – beziehungsweise dem, was davon blieb: die Halle, die von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) als „Aufnahmegebäude“ bezeichnet wird, und die der moderne Bahnhof nicht mehr braucht.

„Siebzig Jahre lang war das eine Art Visitenkarte, ein Empfangsportal für den Personenverkehr, ein zentraler Punkt, an dem man sich begegnet“, sagt Gerald Aichner, Alpenvereinsvorsitzender Tirol. „Man sollte die Halle revitalisieren. Das kann ja nicht adäquat und zeitgemäß sein, dass man draußen warten muss, wenn es regnet oder schneit.“ Gemeinsam mit Oliver vom Hove initiierte Aichner im Mai 2019 eine Unterschriftenaktion zum Erhalt des alten Bahnhofs. Auch Ex-EU-Kommissar Franz Fischler zählt zu den prominenten Unterstützern: „Es gibt nur noch wenige Beispiele dieser Architektur des internationalen Modernismus aus den 1950er-Jahren. Dass man den Bahnhof von Wattens erhält, den von Hall aber nicht, ist nicht nachvollziehbar.“ Noch mehr erbost ihn das Argument mit den Parkplätzen, denen der Bestand weichen soll.

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