Mein Freitag

Wenn Sie das hier lesen, verlieren Sie Gedanken

Nicht nur Jugendliche schauen blödsinnige Videos, die Alten können das auch.

Wer die Jugend ständig ermahnt, nicht so viel Schwachsinn auf TikTok anzusehen, sollte auch einmal zugeben, sich selbst von Kurzvideos, die niemand braucht, viel Zeit rauben zu lassen. Auf Instagram zum Beispiel. Die zuckersüßen Golden-Retriever-Filmchen zum Beispiel, die den Account überschwemmen, seit man ein besonders herziges mehrmals angeschaut hat. Ich wusste gar nicht, was diese Hunde so alles können. Rodeln zum Beispiel.

Aber auch die ständige Werbung, die auf schonungslose Art und Weise aufzeigt, wie das eigene Profil vom Krakenkonzern wahrgenommen wird. „Sag mal“, frage ich eine Freundin, „bekommst Du auch ständig Werbung gegen Bauchfett, Oberlippenfalten und schlaffe Lider?“ Aber nein. Sie bekommt Werbung für Mittel gegen unreine Haut. Sie ist auch ein ganzes Stück jünger als ich. Obwohl wir wissen, dass die Werbung über Altersangaben und unser Verhalten im Netz generiert wird, gerät man doch ins Grübeln, ob man eines dieser Mittelchen vielleicht ausprobieren sollte.
Worüber man alles Gedanken verlieren kann. Etwa nach einem Besuch im Krankenhaus, warum die Kleidung für Patienten weltweit zum Verwechseln ähnlich aussieht. Fast immer sind es Rauten, die Spitalshemden zieren, egal ob nun in den USA, Großbritannien oder in Österreich. Diese Hemden stürzen einen sofort in Wehrlosigkeit, sobald man in sie schlüpfen muss. Ganz im Gegenteil zum Friseurumhang, der selbst im schäbigsten Salon Grandezza ausstrahlt.

Was das für den kalten Alltag bedeutet? Die Sommerkleidung herausholen, sich nach dem Monat kleiden und nicht nach den Temperaturen. Souveräner zeigen, über den Dingen zu stehen. Der Schnupfen danach ist ein wenig ärgerlich, aber man muss den Rauten manchmal ein Schnippchen schlagen.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

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