Gastkommentar

Die Skepsis ist sehr wohl verständlich

Replik auf Faßmann. Wo die Wissenschaft in der Pandemie versagt hat – und die Politik ihr viel zu sehr vertraut hat.

Der Autor

Anton Graf ist Altbauer in Ort am Mondsee (Gemeinde Unterach) in Oberösterreich.

Heinz Faßmanns Stellungnahme zur Bedeutung der Wissenschaften in unserer Gesellschaft („Die Presse“, 23. Mai) kann ich in den meisten Punkten zustimmen. Unter dem Punkt „Die Skepsis wird größer“ zieht er allerdings falsche Schlüsse. Wenn der Wissenschaft seit 2022 Ablehnung entgegenkommt, dann ist hinzuzufügen, dass diese Skepsis mit Sicherheit nicht für alle Wissenschaftsbereiche zutrifft; hier wurde nicht differenziert abgefragt. Diese negative Bewertung betrifft im Wesentlichen den Medizin- und Pharmabereich, da sich dieser in den Pandemiezeiten als besonders unglaubwürdig bewiesen und dargestellt hat. In dieser Zeit hat sich eine Gruppe aus Pharmavertretern, Ärztelobby und Wissenschaft herausgebildet, aus deren Mitte interessensgeleitete Gefälligkeitsexperten hervorgegangen sind, die letztendlich die Regierung beraten oder besser gesagt beeinflusst haben.

Da Wissenschaft von einem kontroversen Diskurs lebt und genau dieser von der o. a. Gruppe sehr erfolgreich verhindert wurde und noch immer wird, kann keine Glaubwürdigkeit dieses Wissenschaftsbereiches entstehen. Ebenfalls keine vertrauensbildenden Maßnahmen sind die Versuche, diverse Kritiker mit Klagen einzuschüchtern, nämlich mit Klageinhalten, die rein gar nichts mit dem Thema Corona zu tun haben. Ich kenne bis dato keine Klage, die den Kritikern fachliche Unrichtigkeiten oder fehlerhafte Informationen vorwerfen kann.

Jene Personen, die aufgrund ihrer skeptischen Einstellung, vor allem zur Corona-Impfung, ihren Job verloren haben, möchte ich nur am Rande erwähnen. Hier entsteht der Eindruck, dass als Wissenschaft nur gilt, was ein eingeweihter und elitärer Kreis als solche zu bezeichnen erlaubt. Die gleichen Adepten behaupten nun, nachdem scheibchenweise Impfschäden veröffentlicht werden, das habe man noch nicht wissen können. Als Beispiel: Zum Zusammenhang von Impfdichte und Ansteckungen gab es bereits im Sommer 2021 eine Studie einer US-Universität, dass diese Impfung vor Fremdinfektion nicht schützt, zu diesem Zeitpunkt wurde in Österreich noch etwas ganz anderes behauptet.

Wenn sich dann Politiker mit Beschimpfungen, Beleidigungen und Herabwürdigungen von Menschen hervortun, die sich die Freiheit genommen haben, sich nicht impfen zu lassen, verstehe ich, dass auch Politik und Kirche neben den involvierten Wissenschaftsbereichen vollends an Glaubwürdigkeit verloren haben.

Und was ist mit Impfschäden?

Wenn die medizinische Forschung tatsächlich – so wie von Faßmann beschrieben – Weltklasse ist, fragen sich viele Bürger, wieso das Leugnen von Impfschäden so populär geworden ist. Die Übersterblichkeit, zum Beispiel, hat seit der Verabreichung der Covid-Impfung erschreckende Ausmaße erreicht. Hier werden hanebüchene Begründungen geliefert, wie von einem Spitalsleiter in einem oberösterreichischen TV-Sender, dass die Klimaerwärmung und speziell der heiße Sommer 2022 die Ursache sein könnten.

Bevor Faßmann und die ÖAW eine Imagekampagne zugunsten der Wissenschaft starten, die lediglich Steuergeld vergeudet, ist es viel hilfreicher, in diese dunklen Bereiche Licht zu bringen und die von mir beschriebenen Machenschaften auszuhebeln.

Ich war weit über 30 Jahre Mitglied der ÖVP in verschiedenen Organisationen und bin erst mit Einführung der Impfpflicht ausgetreten. Den Ausschlag (neben anderen Schäbigkeiten einer Reihe von weiteren Politikern) gab eine Äußerung einer ÖVP-Politikerin, dass sich jemand, der nicht geimpft ist, mit Einführung der Impfpflicht illegal in Österreich aufhält. Ich habe bereits in der x-ten Generation einen (kleinen) Erbhof geführt und lasse mir nicht von so einer Person meine Arbeit und die meiner Vorfahren ins Lächerliche und Bedeutungslose ziehen.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

>>> Mehr aus der Rubrik „Gastkommentare“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.