Die grüne Kraft, die vieles schafft

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Büros, die innen und außen mit Grünpflanzen aufwarten können, sind nicht nur fürs Auge eine Wohltat. Was Pflanzen können und wie sie eingesetzt werden.

Wohlbefinden und Zufriedenheit am Arbeitsplatz hängen nicht nur vom Aufgabengebiet oder der persönlichen Tagesverfassung  ab. Auch Pflanzen tragen dazu bei. Mit dem passenden Begrünungskonzept machen sie sogar eine Klimaanlage obsolet.
Mit dem richtigen Know-how, so Josef Tichy, Mitarbeiter der Beratungsagentur Innovatives Betriebliches Gesundheitsmanagement (IBG), können Grünflächen im Büro eine signifikante Raumklimaverbesserung und Lärmdämmung bewirken: „Gezielte Bepflanzungen in Büroinnenräumen regulieren die Schallbelastung ohne den Einsatz von Stellwänden, reduzieren Krankenstände durch eine Verringerung der Keimbelastung und erhöhen zugleich die Luftfeuchtigkeit im Raum – laut einer von BMW-München in Auftrag gegebenen Vergleichsstudie besser als reguläre Klimaanlagen.“

Grün ist gesund

Vor allem in der kalten Jahreszeit ist die Luftfeuchtigkeit mit durchschnittlich 15 bis 20 Prozent in beheizten Räumen extrem niedrig. Trockene Luft kann zu HNO-Beschwerden, Augenentzündungen, Atemwegserkrankungen, Kopfschmerzen oder Konzentrationsmangel führen. Mittels Grünpflanzen lässt sich die Luftfeuchtigkeit aber ohne technische Befeuchtungsanlage auf gesunde 45 bis 55 Prozent heben. Demgegenüber stehen hohe Anschaffungs-, Instandhaltungs- und Pflegekosten. Auch müssen mindestens zwölf Prozent der Fußbodenfläche bepflanzt werden, um die gewünschten Effekte zu erzielen, mahnt Tichy: „Mit ein paar Topfpflanzen im Büro ist es bei Weitem nicht getan.“
Der Bedarf an Grünfläche fordert neue Ideen in Sachen Bürodesign. Bernhard Scharf, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landschaftsarchitektur, forscht an neuen Konzepten zur Innenraumbegrünung: „Es geht um den verfügbaren Platz – Büros besitzen begrenzte horizontale Kapazitäten. Unser Vorhaben ist deshalb, in die Vertikale zu gehen und die Innenwände zu begrünen.“
Eine weit verbreitete Problematik stellen mangelhafte Lichtverhältnisse dar, erklärt Scharf. Büroräume sind meist mit Wärmeschutzfenstern ausgestattet, die den für Pflanzen relevanten UV-Anteil des Lichts filtern: „Dadurch sitzen die Pflanzen auch bei Tageslicht physiologisch im Dunkeln.“ Aus diesem Grund müssen Bürobepflanzungen oft künstlich belichtet werden. Die grünen Innenwände, die die Büros der Zukunft schmücken könnten, werden deshalb mit speziell entwickelten LED-Leuchten zur Photosynthese angeregt.
Klimatisch kommen horizontale wie vertikale Grünflächen auf Fassade und Flachdach der Oberflächenverdunstung zugute, erklärt der Landschaftsarchitekt Stefan Schmid: „Viele Bürogebäude haben große Flachdächer mit aufragenden Bauteilen. Ein konkretes Problem dieser Bauweise ist die Wärmeentwicklung im Sommer, die durch die Reflexion der Sonne entsteht. Eine Begrünung der Wärmespeicher wirkt wie ein Klimapuffer. Neben einer Windbremsung und der Abfederung von Schadstoffen wird durch das Verdunsten der Feuchtigkeit ein Kühlungseffekt erzielt, der auch die dahinterliegenden Räume erreicht.“

Aufwertung inklusive

Designtechnisch kann eine effektive Außenbegrünung den Arbeitsplatz in mehrerlei Hinsicht aufwerten. „Greenwalls“ stellen ein Konzept dar, durch das mittels künstlicher Bewässerung Fassaden zu sprichwörtlichen Oasen im Stadtbeton werden.
Auch brachliegende horizontale Bauflächen lassen sich thematisch als Gärten oder Außenanlagen positiv umbesetzen, erläutert Schmid: „Es ist ein Unterschied, ob ich auf ein Blech- oder Kiesdach schaue oder auf eine Grünfläche. Das Dach bietet beinahe unendlichen Gestaltungsspielraum in Sachen Vegetation. Von Steppenpflanzen bis zum japanischen Garten ist alles möglich. Dazu gibt es die Möglichkeit, das Dach begehbar zu machen und als Aufenthaltsort für Pausen zu nutzen, dort Meetings abzuhalten oder in eindrucksvollem Ambiente Kunden zu empfangen.“

Doch warum wirkt Grün so positiv auf die Psyche?

Raumbegrünungskonzepte lassen sich quer durch die Baugeschichte sämtlicher Kulturräume verfolgen. Die Erklärung dafür liegt laut Elisabeth Oberzaucher, Verhaltensforscherin am Wiener Institut für Ethnologie, in unserer evolutionären Prägung: „Es ist wissenschaftlich erwiesen, das sich Pflanzen positiv auf unser Wohlbefinden auswirken. Sie erzeugen starke, positive emotionale Reaktionen im Menschen, da sie in dessen Evolutionsgeschichte eine existenzielle Rolle gespielt haben: In der Savanne, in der ein wichtiger Teil der menschlichen Evolution stattfand, waren Pflanzen rar. Sie waren Nahrungsressourcen sowie Hinweisgeber für Wasser- und Beutestellen und damit überlebenswichtig. Dies hat sich bis heute in unserer kognitiven Wahrnehmung verankert.“

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