100. Frauentag: Wie vor hundert Jahren

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Eine Plattform will 20.000 Frauen auf die Ringstraße bringen. Denn die Emanzipation sei noch nicht wirklich umgesetzt. Der Verein Exit fordert Hilfe für Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind.

Wien/M.l. Einen kleinen Vorgeschmack auf März gibt es schon vor dem Eingang zur Pressekonferenz: Eine kleine Gruppe von Frauen steht mit Transparenten auf der Straße und verteilt Flyer an Passanten, auf denen steht: „Aus! Aktion Umsetzung. Sofort.“.

Die „Plattform 20.000 Frauen“ will am 19.März anlässlich des 100.Frauentages 20.000 Frauen auf der Ringstraße für ihre Rechte demonstrieren sehen. Vor genau 100 Jahren fand in Wien die erste große Demonstration für Frauenwahlrecht, Mutterschutz und gleichen Lohn für gleiche Arbeit statt. Obwohl bereits vieles erreicht ist und die meisten Forderungen bekannt sind, sei es laut der Sprecherin der Plattform, Petra Unger, Zeit, auf die Straße zu gehen: „Wir sind nicht so emanzipiert, wie behauptet wird.“

Unterstützt wird „20.000 Frauen“ unter anderem von den ÖGB-Frauen, dem Verein Exit und der Katholischen Frauenbewegung. Die Plattform hat keine eigenen Forderungen aufgestellt, sondern vereint jene der unterstützenden Frauengruppen und Vereine. Brigitte Ruprecht, Vorsitzende der ÖGB-Frauen, will zum Beispiel die Löhne von Männern und Frauen angleichen: „Frauen verdienen 25Prozent weniger als Männer. Der Mann wird nach wie vor als Ernährer, die Frau als Dazuverdienerin gesehen.“ Eine Angleichung würde für die Wirtschaft, für Familien und nicht zuletzt für das Finanzamt Vorteile bringen.

Joana Adesuwa Reiterer vom Verein Exit fordert Hilfe für Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind: „Frauen, die in ihren Heimatländern ausgebeutet werden, landen leicht in den Händen von Menschenhändlern. Wenn sie in Österreich nicht mit den Behörden kooperieren, werden sie in das Land abgeschoben, in dem sie zuvor ausgebeutet wurden.“ Exit fordert neben einer Aufenthaltserlaubnis für Frauen, die aus der Prostitution aussteigen wollen, auch Schutz für deren Kinder und Möglichkeiten, sich weiterzubilden.

Kirchliche Weiheämter kein Thema

Melitta Thot von der Katholischen Frauenbewegung der Diözese Wien bezeichnet es als beschämend, dass es heute noch Frauenorganisationen brauche, um das Thema Frauenrechte „am Kochen zu halten“. Die Bewegung will im Zuge der Demonstration auf die Themen Gewalt gegen Frauen, Anerkennung von Freiwilligenarbeit und die Kürzung der Entwicklungshilfe aufmerksam machen. Die Forderung nach einer Reform der Zulassungsbestimmungen zu kirchlichen Weiheämtern sei aber eine kircheninterne, keine Hauptforderung der „Plattform 20.000 Frauen“, sagte Thot.

Die Demonstration soll laut Petra Unger als Auftakt verstanden werden. Ob und welche gemeinsamen Aktionen folgen werden, ist aber noch unklar. Erst wolle man die Demonstranten mobilisieren. Unter anderem wird mit den ÖBB über eine Fahrpreisermäßigung von 30 bis 40Prozent für die Anfahrt aus den Bundesländern verhandelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 9. Februar 2011)

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