Blindlings in den Semmering

"Unabhängige" Gutachter machen Geschäfte mit den ÖBB – nur eine der unschönen Facetten des Tunnelprojekts.

Freilich, das Verfahren kam ein bisschen plötzlich: Den Entschluss, einen Bahntunnel durch den Semmering zu bauen, gibt es erst seit 21Jahren – da kann einem in der Vorbereitung schon einmal der eine oder andere Lapsus unterlaufen. Zum Beispiel, dass man zur Begutachtung der Pläne „unabhängige“ Gutachter bestellt, die regelmäßig für die ÖBB arbeiten.

Die Bundesbahnen rechtfertigen das damit, dass es in Österreich halt keine einschlägigen Sachverständigen gebe, mit denen man keine Geschäftsbeziehungen unterhält. Gerüchteweise ändern sich die technischen Methoden, derer sich Gutachter bedienen, nicht an der Staatsgrenze– einen Experten aus einem Nachbarland zuzuziehen ist im Jahr siebzehn nach Österreichs EU-Beitritt aber offenbar nach wie vor unzumutbar.

Für das aktuelle UVP-Verfahren werden solche Kleinigkeiten aber ohnehin keinen großen Unterschied machen: Das wird nämlich vom Infrastrukturministerium geführt, also jenem Apparat, der direkt Doris Bures (SPÖ) untergeordnet ist – jener Ministerin, die das Projekt forciert hat. Das ist allein schon optisch unschön – und könnte sich in der nächsten Instanz rächen, wenn die den Semmeringtunnel zurück in die Warteschleife schickt.

E-Mails an:

georg.renner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.