Unter der Lupe der Wissenschaft

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Wie verändert sich der Wasserstand eines Baches, wenn in der Baumkrone daneben Wasser verdunstet? Werden Hochwasser stärker? Im Rahmen eines Doktoratskollegs widmen sich Forscher an der TU Wien dem Thema Wasser.

Wie verändert sich der Wasserstand eines Baches, wenn in der Krone des Baumes daneben Wasser verdunstet? Werden Hochwasser stärker in Österreich? Das sind zwei von zahlreichen Fragen, die im Rahmen interdisziplinärer Wasserforschung an der TU Wien gestellt werden. Seit 2009 gibt es hier das Doktoratskolleg „Wasserwirtschaftliche Systeme“, bei dem Interdisziplinarität im Mittelpunkt steht. Interdisziplinär bedeutet in diesem Fall: Dissertanten und Professoren aus den Bereichen Hydrologie, Baumechanik, Ressourcenmanagement, Wassergütewirtschaft, Biowissenschaften, Mikrobiologie und Fernerkundung (i. e. das Nutzen von Satellitenbildern für die Forschung) forschen gemeinsam. „Die Projekte unserer Dissertanten umfassen zwei oder mehr Disziplinen“, erklärt Professor Günter Blöschl, Sprecher des Doktoratskollegs. Die jungen Forscher – derzeit sind es 23 – kommen aus aller Welt und werden meist von zwei oder drei Professoren betreut. „Es geht viel um Teamarbeit“, so Blöschl. Die Dissertanten sollen nicht nur miteinander, sondern auch voneinander lernen.

Freiluftlabor Wieselburg

Eines der Projekte des Doktoratskollegs ist ein Freiluftlabor in der Nähe von Wieselburg (NÖ). Hier wurde über ein größeres Gebiet ein Netz an Messgeräten gelegt. Mit den Daten werden etwa Wasserzuflüsse und Abflüsse dokumentieren. Die Daten werden per Glasfaserkabel ins Internet geleitet und sind somit weltweit abrufbar. Eine der Fragen auf der Forschungsagenda lautete: Wie wirkt sich die Verdunstung in der Baumkrone auf den Wasserstand am nebengelegenen Bach aus? Ein abschließendes Ergebnis präsentieren zu können, ist allerdings eine hochkomplexe Angelegenheit, denn es spielen zahlreiche Faktoren mit – etwa die Frage, ob es geregnet hat oder trocken ist. Das Fazit: Je feuchter es ist, umso schneller ist die Wirkung am Wasserstand erkennbar, binnen fünf Stunden nämlich. Ist es hingegen trocken, so kann erst nach zwölf Stunden eine Veränderung des Wasserstandes beobachtet werden.

Hochwasserforschung

Wenn das Zusammenspiel von Wasser (Bach), Grund (Boden) und Vegetation (Baum) untersucht wird, handelt es sich um Grundlagenforschung. Ein Kreislauf, der im Zusammenhang mit vielen Fragen von Bedeutung ist; nicht nur bezüglich der Umlaufgeschwindigkeit des Wassers, sondern auch beim Transport von Schadstoffen oder radioaktivem Material über Wasser, Boden und Vegetation. Ein weiteres Projekt des Doktoratskollegs beschäftigt sich mit Hochwasserprognosen und der Frage, ob diese in Österreich öfter und/oder stärker auftreten werden. Hier kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Hochwasser sich im Inn- und Mühlviertel tendenziell in den Winter verschieben und stärker werden. Etwa, wenn es in eine Schneedecke hineinregnet, oder im Rahmen der Schneeschmelze. Ein weiteres Ergebnis der Forscher, das schon auf dem Tisch liegt: Die Wassertemperatur in Österreich hat sich erhöht – um 0,8 Grad in den vergangenen 25 Jahren. (AnNa)

WEITERE INFORMATIONEN UNTER
www.waterresources.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2011)

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