Kasernen: Billig, aber schwer verkäuflich

(c) APA (HELMUT FOHRINGER)
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Etliche Bundesheer-Immobilien werden verkauft, darunter Schießplätze, Truppenübungsplätze, Lagerhallen und Seegrundstücke. Ein Käufer muss sich aber erst einmal um die Umwidmung kümmern.

Von außen sehen sie aus wie pompöse Festungen, innen beherbergen sie großzügige Exerzierplätze. Für Projektentwickler mit Fantasie ist so manche Kaserne ein gefundenes Fressen. Das Bundesministerium für Landesverteidigung trennt sich von etlichen Liegenschaften, darunter Lagerhallen, Übungsplätze und Kasernen. 106Objekte wurden schon verkauft – und sollte die Wehrpflicht abgeschafft werden, ist eine Schwemme von Bundesheer-Immobilien zu erwarten.

Entscheidung der Gemeinde

Doch fast alle Objekte haben denselben Pferdefuß: Sie sind für „militärische Nutzung“ gewidmet. Und wer nicht gerade eine Privatarmee beherbergen möchte, wird als Käufer schwer Verwendung finden. Die Widmung allerdings kann kein Minister ändern – sie obliegt den Gemeinden und Bürgermeistern, erklärt Ernst Eichinger, Sprecher der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und der SIVBEG (Strategische Immobilien Verwertungs-, Beratungs- und Entwicklungs Ges.m.b.H.). Diese wurde eigens für die Verwertung der Bundesheer-Immobilien gegründet.

So ist auch die größte zu verkaufende Liegenschaft, die Martinek-Kaserne in Baden, noch als „Sondergebiet Militär“ gewidmet. Das Areal misst 380.000 Quadratmeter und würde de facto einem eigenen Stadtteil entsprechen. Umwidmen kann nur die Gemeinde, „und die ist nicht so glücklich über den Verkauf, weil sie dadurch einen starken Einfluss auf den lokalen Markt befürchtet“, meint Eichinger. Denn: „Für viele Ortschaften ist das Bundesheer ein regelrechter Wirtschaftszweig“, erklärt der Sachverständige Alfons Metzger, der auch Kasernen bewertet. Gemeinden wollen verhindern, dass eine Kaserne verkauft wird und hunderte Soldaten aus dem Ort verschwinden. In Hall in Tirol ist etwa noch gar nicht klar, welche Zukunft die Ortspolitik der dortigen Straub-Kaserne einräumt. In Baden wird noch an einem „Masterplan“ gearbeitet.

Werden die Kasernen nicht umgewidmet, so sind sie regelrecht unverkäuflich: „Ich kaufe sicher nichts, bei dem die Umwidmung nicht schon passiert ist. Das Risiko ist mir zu groß“, sagt Egon Probst, Geschäftsführer von PBE-Immobilien, die auf die Revitalisierung von alten Fabrikshallen und Kasernen spezialisiert sind. Die PBE hat die Prinz-Eugen-Kaserne in Stockerau saniert und verkauft nun Eigentumswohnungen ab.

An den Landesgrenzen

Großartige Areale nahe den dicht bebauten Stadtzentren sind aber die Ausnahme von der Regel. Schließlich dienten sie ja der Verteidigung der Landesgrenzen „und befinden sich daher dort, wo kein Markt ist“, erklärt Metzger. „Die Stiftskaserne in Wien ließe sich schnell verkaufen, aber Allentsteig bei Zwettl wäre sehr schwierig zu verwerten.“

Die meisten Bundesheer-Immobilien sind derartig speziell, dass nur sehr wenige als Käufer infrage kommen: Ab 6300 Euro ist derzeit ein Schießplatz in Felixdorf zu haben, ein Schnäppchenpreis, doch womöglich ist der Grund durch Schießrückstände kontaminiert.

Vor Kurzem wurde der Wiestaltunnel verkauft, ein 50Meter tiefes Loch im Felsen, das 6000Euro in die Staatskassen gespült hat. Das billigste Objekt war eine Miniparzelle von 74Quadratmetern mit einer Hütte neben der Bundesstraße in Stegenwald bei Hallein: Verkaufspreis 500Euro. Skurril auch ein Bunker nahe Bruck an der Leitha, der zusammen mit knapp drei Hektar Agrarland für 18.000 Euro ausgeschrieben war. Ein Amerikaner wollte den Bunker unbedingt haben und ersteigerte ihn für 155.000 Euro. Eichinger: „Er hatte ein großes Sicherheitsbedürfnis.“

Bisher hat der Staat 150Millionen Euro aus dem Verkauf der 106Bundesheer-Objekte erlöst. Bei der SIVBEG, die im Vorjahr vom Rechnungshof hart kritisiert wurde, ist man auf das Ergebnis stolz, „schließlich sind das sehr komplizierte Transaktionen, die nicht mit dem Verkauf einer Wohnung vergleichbar sind“, meint Eichinger.

Denn neben der „marktvernichtenden“ Widmung sorgt der Denkmalschutz für Bauchweh bei potenziellen Käufern. Die meisten Bauwerke in Staatshand bekommen dieses Prädikat, das den Umbau zu Wohn- oder Geschäftsraum erschwert. „Wir können das Dachgeschoß der Kaserne nicht sinnvoll ausbauen“, beklagt Probst. Dennoch wartet er mit Interesse auf die nächsten Kasernenverkäufe. Günstig erscheinen die Preise allemal: Die Babenbergerkaserne in Wöllersdorf hat 136.000 Quadratmeter Grundfläche und über 15.000 Quadratmeter Gebäudenutzfläche. Der Rufpreis beträgt „nur“ 1,8Mio. Euro. „Wenn man so etwas kauft, muss man ein Vielfaches investieren“, gibt Probst zu bedenken. „Ich glaube nicht, dass man ein Schnäppchen machen kann“, sagt auch Metzger.

»Da hab ich gedient«

Einmal revitalisiert, streift eine Kaserne auch ihr militärisches Image ab. „Die Wohnungskäufer sind keine Militärfreaks“, sagt Probst über seine Kunden für Stockerau. „Erheiternde Begegnungen gab es aber allemal, wenn Interessenten sagen: ,Da hab ich gedient.‘“
www.sivbeg.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2011)

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