Der Mutige, der Zögerliche, der Klassische

Auf drei Typen haben Familienforscher das weite Spektrum des heutigen Vaterbildes eingegrenzt. Die Mutigen sind am zufriedensten, am unwohlsten fühlen sich die ambivalenten Väter.

Es gibt den Mutigen, der ist mit seiner Situation höchst zufrieden. Es gibt den Klassischen, der findet seine Welt im Großen und Ganzen auch in Ordnung. Und es gibt den Zögerlichen, der sich wünscht, dass die Dinge anders wären. Dass er nicht dauernd das Gefühl hätte, seinen eigenen Ansprüchen und denen der anderen nicht gerecht zu werden.

Auf diese drei Vätertypen haben der Sozialpädagoge Olaf Kapella, die Soziologin Christiane Rille-Pfeiffer und der Statistiker Andreas Baierl vom Österreichischen Institut für Familienforschung das breite Spektrum eingegrenzt, das heutzutage das moderne Vaterbild ausmacht. Der bedenkliche Aspekt an diesem Ergebnis ist, dass fast die Hälfte aller Väter (43 Prozent) dem „zögerlichen“ Typ zuzuordnen ist, der mit seiner Lebenssituation nicht ganz im Reinen ist. Positiv fiel den Wissenschaftlern auf, dass immerhin zwei von drei Männern mit einem Kind unter drei Jahren die Geburt zum Anlass nahmen, um zumindest kurzfristig ihre Erwerbstätigkeit zu reduzieren und nach Möglichkeiten suchten, um eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erzielen.

Mutige Väter am wenigsten belastet. Langfristig gelang das allerdings nur jedem fünften Mann. 20,7 Prozent der befragten Väter stellten ihr Erwerbsverhalten nach Ankunft des Kindes grundsätzlich um. Dabei handelte es sich oft um Selbstständige bzw. um Mitglieder der oberen Bildungsschichten. Diese Väter bringen sich überdurchschnittlich stark in die Kinderbetreuung ein, empfinden sich selbst aber als weniger gestresst als die anderen Vätertypen.

Der Konservative ist ebenfalls frei von dem Gefühl der Doppelbelastung. Er sieht sich selbst nicht als besonders aktiven Vater, siedelt Versorgung und Betreuung der Kinder klar bei seiner Partnerin an, deckt aber sehr wohl traditionell männliche Bereiche im Umgang mit den Kindern ab, wie zum Beispiel das Vorlesen vor dem Schlafengehen.

Dem „zögerlichen“ Vätertyp hingegen ist Ausgeglichenheit fremd. „Diese Väter leben in einer ambivalenten Situation, und Ambivalenz fördert die Unzufriedenheit“, sagt Christiane Rille-Pfeiffer. Väter dieses Typs stecken in einer Zwickmühle: Einerseits haben sie Angst, sich nicht ausreichend der Karriereplanung widmen zu können, andererseits fürchten sie, dass ihre Kinder zu kurz kommen. Ein Gefühl, das 100 Prozent der berufstätigen Mütter recht gut kennen dürften.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2011)

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