Einem Experten zufolge besitzt Hitler - anders als in mehreren Medien berichtet - nicht die Ehrenbürgerschaft von Braunau. Der Bürgermeister will trotzdem "sofort aberkennen".
Nach Ansicht des Obmanns des Vereins für Zeitgeschichte Braunau, Florian Kotanko, war Adolf Hitler nie Ehrenbürger seiner Geburtsstadt. Das erklärte er am Dienstag. Zuvor hatten Berichte von "Kurier" und "Standard" für Aufregung gesorgt, wonach Hitler noch immer Ehrenbürger sei.
Die Ehrenbürgerschaft sei zwar zweimal beantragt worden, so Kotanko. Hitler habe in Braunau aber lediglich das Heimatrecht besessen. "Die Aktenlage der Stadt ist eher dürftig", räumte Kotanko ein. Es gebe aber auch im Archiv der Gemeinde keine Hinweise auf eine Ehrenbürgerschaft.
Bürgermeister: "Sofort aberkennen"
Der Braunauer Bürgermeister Hannes Waidbacher (ÖVP) ist derzeit in Italien auf Urlaub. Über den Zeitgeschichtler Andreas Maislinger ließ er ausrichten, es könne nur eine einzige Antwort geben: "Egal ob Adolf Hitler nun Ehrenbürger von Braunau am Inn ist oder nicht: sofort aberkennen."
Auch Maislinger, der seit 1992 die Braunauer Zeitgeschichte-Tage leitet, ist für eine sofortige Aberkennung "ohne Diskussion". Dabei müsse man sich aber vor Augen halten, dass es sich um eine symbolische Geste handle. Denn "Herausretuschieren wäre Geschichtsfälschung", so Maislinger. "Aber Symbolik ist wichtig." Es ärgere ihn, dass die FPÖ "immer etwas herumdeutelt".
Die Braunauer Vizebürgermeister Günter Pointner (SPÖ) und Brigitte Zeillinger (FPÖ) hatten am Montag betont, Hitler sei nicht Ehrenbürger von Braunau.
Der Grüne Abgeordnete Karl Öllinger sieht eine "Leugnung der Ehrenbürgeschaft Hitlers in Braunau durch SP und FP", die "mehr als peinlich" sei. Das unrühmliche Kapitel müsse durch klare Beschlüsse beendet werden, verlangte er in einer Aussendung. Robert Landrichinger, Sprecher des Bündnisses "braunau gegen rechts", ist ebenfalls für eine sofortige Aberkennung. "Wichtig ist, dass auch weiterhin mit aller Deutlichkeit gezeigt wird, dass Braunau trotz seines schwierigen historischen Erbes keine braune Stadt ist", erklärte er.
(APA)
