Schockwellen einer Bombe

Steht der Libanon tatsächlich vor der Wahl zwischen Stabilität und Wahrheit?

Die Bombe vom 14. Februar 2005 riss nicht nur einen tiefen Krater in die Straße an der Beiruter Corniche, die Schockwellen des Attentats auf Ex-Premier Rafik Hariri erschütterten den ganzen Libanon. Und sie tun es bis heute.

Alleine die Aussicht auf baldige Haftbefehle des UN-Sondertribunals führte vor Monaten dazu, dass die schiitische Hisbollah Hariris Sohn Saad aus dem Premiersessel kippte. Sie fürchtete wohl mit Recht, einen prominenten Platz in der Anklage einzunehmen.

Vielfach ist nun zu hören, Libanons Autoritäten müssten zwischen Gerechtigkeit und Stabilität wählen. Ein Schein-Widerspruch. Kurzfristig drohen durch die Anklage zwar schwere Unruhen. Langfristig kann das Land von der Entzauberung der „Widerstandsgruppe“ als schnöde Mörderbande aber nur profitieren. Der Zeitpunkt ist vergleichsweise günstig, die Hisbollah-Schutzmacht Syrien geschwächt. Wirkliche Stabilität ist im Libanon nur zu haben, wenn die Schiiten-Miliz nicht mehr nach Belieben den Staat erpressen kann.

helmar.dumbs@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2011)

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