Ein sinnloses Sommertheater

Gerhard Dörfler demonstriert mit seiner Forderung nach einem Ende des ÖGB vor allem eines: Ahnungslosigkeit.

Es hätte noch ein schöner Sommer werden können, nicht nur wettertechnisch: FPK-Landeshauptmann Dörfler hätte sich noch eine ganze Weile auf seinem Erfolg mit SPÖ-Staatssekretär Ostermayer ausruhen können; immerhin hat man nach Jahrzehnten eine Ortstafel-Lösung für Südkärnten erzielt.

Jetzt hat sich Dörfler aber überdribbelt: Mit seiner Forderung, doch bitte den ÖGB abzuschaffen, sind ihm gleich mehrere Fehler unterlaufen. Erstens: Er hat damit einen Verein ins Visier genommen, zu dem die Mitgliedschaft sowieso freiwillig ist. Wenn schon ein Angriff, warum dann nicht auf die Arbeiterkammer (oder auch die Wirtschaftskammer) mit ihrer Pflicht-, also Zwangsmitgliedschaft? Zweiter Fehler: Dörfler hat natürlich weder die Kompetenz noch die Relevanz, das Ansinnen einer Fusion der beiden Arbeitnehmerorganisationen durchzusetzen. Die Absage aus allen anderen Parteien – inklusive der Schwesterpartei FPÖ – kam auch postwendend.

Dritter Fehler: Es macht nicht unbedingt einen schlanken Fuß, wenn ausgerechnet der Chef jenes Bundeslandes, in dem die Beamtenpensionen in den Himmel reichen, der Hypo-Skandal noch tief sitzt und das neue EM-Stadion vor sich hin „bröselt“, etwas von Einsparungen faselt.

Im besten Fall hat Dörfler mit seinem Vorstoß Ahnungslosigkeit in Kombination mit Vermessenheit demonstriert, im schlechtesten Fall wollte er damit auch vom „Part of the game“-Prozess um FPK-Obmann Scheuch ablenken.

Ein Sommertheater, das schlichtweg sinnlos ist.

regina.poell@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2011)

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