Unwort: Wieso „Schwarzafrikaner“?

In der afrikanischen Community kann man mit dem Begriff aus der Kolonialzeit nicht viel anfangen. Laut dem Philosophen Fanon wird damit versucht, Afrika „in einen weißen und einen schwarzen Teil“ zu teilen.

Wien. Der Begriff „Schwarzafrikaner“ taucht meist in Zusammenhang mit Drogen, Kriminalität oder Krieg in entfernen Regionen auf. Dagegen wehren sich Mitglieder der afrikanischen Community. „Das ist ein Ersatz des Unwortes Neger durch Schwarzafrikaner“, sagt Clement Itamah von der für Integration zuständigen MA17.
Der Begriff Schwarzafrika stammt aus der Kolonialzeit. Laut dem französischen Philosophen Frantz Fanon wird damit versucht, Afrika „in einen weißen und einen schwarzen Teil“ zu teilen. Dem weißen Afrika stellt man ein schwarzes gegenüber, das als „träge, brutale, unzivilizierte,  wilde Gegend“ dargestellt wird. Itamah meint: „Man sollte die Menschen nicht wegen ihrer Hautfarbe beurteilen, wir sagen auch nicht Weißeuropäer.“
Alexis Neuberg, Mitgründer von Radio Afrika, versteht nicht, wieso der Begriff Schwarzafrikaner trotz seiner negativen Besetzung immer wieder in den Medien verwendet wird. „Journalisten sollten es ja wissen, welche klischeehaften Bilder damit bedient werden.“ Ähnlich sieht es der Sänger Topoke: „Die Politik arbeitet hauptsächlich mit Angst – und da kommen ihnen diese Bilder von bösen Schwarzen sehr gelegen.“
Beatrice Achaleke, Vorsitzende der Black European Women's Council, glaubt, dass „Selbstdefinition auch Selbstbestimmung bedeutet, denn Definition ist die entscheidende Macht, wie man wahrgenommen werden möchte“. Sie definiert sich als schwarze Frau, „wobei wir in der Öffentlichkeit versuchen sollten, den Begriff ,Schwarz‘ positiv darzustellen“.

„Afroösterreicher“

Innerhalb der afrikanischen Community ist auch nicht eindeutig, wie man die zweite und dritte Generation bezeichnen soll: Afroeuropäer oder Afroösterreicher hält etwa Clement Itamah für passend. Neuberg hält „österreichische Afrikaner“ oder „österreichische Schwarze“ für gut. Topoke wiederum kann damit nichts anfangen. „In erster Linie begreife ich mich als Mensch.“

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