Heer: Darabos mistet zwei Drittel der Panzer aus

BM NORBERT DARABOS BESUCHT DIE OESTERREICHISCHEN TRUPPEN IM TSCHAD
BM NORBERT DARABOS BESUCHT DIE OESTERREICHISCHEN TRUPPEN IM TSCHAD(c) APA (Peter Lechner Hbf)
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Für den Verteidigungsminister ist die Neuordnung der Panzerflotte überfällig. Mit Verkäufen sollen 17 Millionen eingespielt werden. Darabos: "Wir verlieren nichts an Fähigkeiten."

Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) räumt die Bundesheer-Garage aus: Zwei Drittel der Panzer sollen in der nächsten Zeit verschwinden. Die Geräte werden entweder verkauft, verschrottet oder zur Gewinnung von Ersatzteilen herangezogen. Durch die Verkäufe sollen 17 Millionen eingespielt werden, dazu kämen 15 Millionen an jährlichen Einsparungen bei den Betriebskosten, teilte der Ressortchef am Mittwoch mit. Eine konkrete Auflistung, welcher Panzer wie viel kostet, liege derzeit aber nicht vor, hieß es am Mittwoch auf Anfragen von DiePresse.com.

Kritik: Darabos "ziel-, plan- und konzeptlos"

Indes erhält Darabos von dem Kommandanten der Streitkräfte, Generalleutnant Günter Höfler, Unterstützung für die Reduktion der Panzerflotte. Er erklärte in einer Aussendung, dass ältere Systeme bereits am Ende ihrer Nutzungsdauer gestanden seien, sie fänden in modernen Krisenszenarien keine Verwendung mehr. Auch von SPÖ-Wehrsprecher Stefan Prähauser kommen am Mittwoch lobende Worte: "Endlich ein Verteidigungsminister, der dieses heiße Eisen angreift."

In Kritik üben sich ÖVP und BZÖ. Darabos agiere "völlig ziel-, plan- und konzeptlos" und wolle die Panzer verscherbeln, sagte BZÖ-Wehrsprecher Kurt List. Laut VP-Wehrsprecher Oswald Klikovits verkaufe der Minister mit den "Leopard"-Panzern einen Gutteil der modernsten Geräte, über die Österreich verfüge.

"Der Panzerkrieg ist Geschichte"

Die alten Panzer "können und wollen wir uns nicht mehr leisten", so Darabos. Schließlich hätten sich die Bedrohungsbilder in den letzten 20 Jahren geändert. Außerdem werde in absehbarer Zeit kein konventioneller Angriff auf Österreich stattfinden, so stehe auch in der Sicherheitsdoktrin: "Der Panzerkrieg im Marchfeld ist Geschichte." Jetzt gehe es daran, die Geräte so auswählen, dass sie den Bedürfnissen des Bundesheers entsprächen. "Wir verlieren nichts an Fähigkeiten", betonte Darabos seinen Entschluss.

Gänzlich ausgemustert werden bis 2014 die 432 Schützenpanzer Saurer, die 126 Jagdpanzer Kürassier sowie die 32 Bergepanzer M578. Von 114 auf 56 Gefährte reduziert wird beim modernen Kampfpanzer Leopard, der gleichzeitig der größte Hoffnungsträger bezüglicher der Verkaufserlöse ist. Bei der Panzerhaubitze M109 wird der Bestand von 193 auf 83 gedrückt. Weiter im Dienst bleiben unter anderem die 112 Ulan- und die 71 Pandurpanzer.

Neuer Besitzer noch geheim

Was mit den nicht mehr benötigten Gerätschaften geschehen wird, wollten Darabos und Sektionschef Freyo Apfalter am Mittwoch nicht sagen. Man sei aber vor allem beim Leopard optimistisch, Abnehmer zu finden. So gebe es fünf Anfragen von Regierungen und sechs von Industriebetrieben. Beim Kürassier wird nur noch ein Teil der Geräte zu verkaufen sein, der Rest wird verschrottet oder als Ersatzteillager genutzt.

Nur noch verschrottet werden können die Saurer, die bereits seit Anfang der 60er-Jahre für das Bundesheer im Einsatz sind. Die geschätzten 17 Millionen Gewinn ergeben sich aus erhofften Verkaufseinnahmen von 19 Millionen sowie aus zwei Millionen, die im Gegenzug etwa für die Vernichtung von Munition aufgewendet werden müssen.

Abbau von 1.000 Personen

Was zusätzliche Anschaffungen angeht, setzt der Minister vor allem auf gepanzerte Mehrzweckgeräte. Die bereits georderten 150 IVECO-Fahrzeuge sollen ab Dezember ausgeliefert werden. Aus budgetären Gründen nach hinten geschoben wurde hingegen der Ankauf von Allschutz-Transportfahrzeugen.

Das durch den Abbau der Panzergeräte nicht mehr benötigte Personal soll neue Aufgaben bekommen oder umgeschichtet werden. Zudem verwies Darabos auf den vor allem durch Pensionierungen bereits feststehenden Abbau von gesamt 1.000 Personen in den nächsten Jahren. Zugesperrt wird eine Panzerwerkstätte in Wien.

(APA/Red.)

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