Der Fernseher ist fast schon zu smart

(c) AP (Mark Lennihan)
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LED, 3-D und Internet-Apps. Die cleveren Fernseher können mehr, als so mancher Konsument versteht. Was aber braucht man wofür?

Mit Multimedia- und Netzwerkfähigkeiten will der Fernseher seinen Platz im Zentrum der Entertainment-Landschaft behaupten. Ebenjene neuen Fähigkeiten sowie die oft kryptischen technischen Angaben verwirren den Käufer oft mehr, als sie begeistern. Kurze Antworten auf die wichtigsten Fragen:

1LCD, LED oder Plasma – wer hat das bessere Bild, wer verbraucht mehr Energie?

Ein ewiges Streitthema. Fest steht, dass LED der älteren, aber ähnlichen LCD-Technologie überlegen ist, vor allem im Energieverbrauch. Plasma-Displays punkten mit perfekten Schwarzwerten, was vor allem bei Kinofilmen auf großen Diagonalen merkbar ist. Ansonst haben sich Plasma und LED weitgehend angenähert. Tendenziell verbraucht Plasma mehr Energie, was aber von Modell und Bildinhalt abhängig ist. Ein Energielabel für Fernseher, analog dem der Haushaltsgeräte, existiert zwar, ist aber erst ab 30.Dezember verpflichtend. Manche Hersteller schildern den Energieverbrauch dennoch schon jetzt aus – löblich.

2Wie erkenne ich gute Bildqualität und empfehlenswerte Geräte?

Technische Daten sind nur bedingt aussagekräftig. HD ready ist jedenfalls ein Auslaufmodell. Hohe Bildwiederholraten ab 200 Hz sorgen für flüssige Bewegungsdarstellung. Wie gut das Bild wirklich ist, ist wegen der Lichtverhältnisse in Elektronikmärkten schwer festzustellen. Die gute Nachricht: Zumindest bei Markenherstellern ist das Niveau mittlerweile so hoch, dass echte Enttäuschungen kaum zu befürchten sind. Negativausreißer erkennt man am ehesten an Gesichtern: Sind die Hauttöne natürlich, die Farbverläufe gleichmäßig und Details in dunklen Bereichen erkennbar?

Große Diagonale bringt Kino-Feeling. Aber Achtung: Die Größe wird im Geschäft oft unterschätzt.

Ein wichtiger Punkt ist die Bedienung. Im Gegensatz zur Bildqualität kann im Geschäft gut getestet werden, ob die Menüs verständlich sind und die Fernbedienung gut in der Hand liegt.

3Wie wichtig ist 3-D, gibt es 3-D auch ohne Brille?

Auch nach zwei Jahren Herstelleroffensive ist 3-D ein Minderheitenprogramm, das Content-Angebot wächst nur langsam. Die meisten teureren Flachbildfernseher sind 3-D-fähig. Das Gros der Hersteller setzt dabei auf die Shutterbrille, die rund 100 Euro extra kostet. Oft sind ein oder zwei Brillen im Kaufpreis enthalten. LG und Philips bieten auch 3-D-Fernsehen mit Polarisationsbrillen. Diese sind viel billigerer – wichtig, falls 3-D gemeinsam in größerer Runde geschaut werden soll. Weiterer Vorteil: Polarisationsbrillen sind leichter, brauchen keine Batterien, und der Kopf muss nicht wie bei Shutterbrillen gerade gehalten werden. Allerdings halbiert die Polarisationstechnik die Auflösung. Was als angenehmer empfunden wird, ist individuell verschieden. Wer an 3-D interessiert ist, sollte beide Varianten testen.

Ganz auf die Brille verzichten kann man derzeit noch nicht. Für 2012 sind erste brillenlose Modelle angekündigt, bis diese für Normalsterbliche erschwinglich sind, dürfte es noch einige Jahre dauern.

4Was bieten Internetfernseher oder Smart TV?

Unter „Smart TV“ versteht man Fernseher, die diverse Internetportale nutzen. Auch Eigennamen wie „Viera Cast“ oder „NetTV“ sind gebräuchlich. Ins „freie“ Internet kann man nur bei manchen Marken. Selbst dann ist das Surfen per Fernbedienung wenig komfortabel. Daher bieten alle Hersteller voreingestellte Dienste, die in Anlehnung an Smartphones neuerdings Apps genannt werden. Zum Standard gehören YouTube, Foto- und Nachrichtenportale sowie Facebook. Weitere Apps – mit Zubehör sogar Video-Skype oder Spiele – sind möglich. Besonders interessant sind Online-Videotheken, die allerdings in Österreich erst im Aufbau sind. Auch wenn die Angebote ähnlich sind, unterscheiden sie sich im Detail. Wer eine bestimmte Anwendung im Auge hat, muss also genau nachfragen. Einige Hersteller machen ihre Apps auch via Blu-ray-Player verfügbar.

Voraussetzung für Smart TV ist, dass der Fernseher via LAN-Kabel oder WLAN mit dem Internet verbunden ist. Für WLAN ist oft ein spezieller Stick erforderlich.

5Was ist für den Fernsehempfang notwendig?

Flachbildfernseher verfügen in der Regel über einen DVB-T-Empfänger für terrestrisches Fernsehen, der allerdings oft nur mit Zusatzantenne gut funktioniert. Manche Modelle haben DVB-C oder DVB-S für Kabel oder Satellit eingebaut, DVB-C ist wegen der Verschlüsselung der Signale mancher Kabelanbieter nur bedingt sinnvoll.

Ohne eingebauten Empfänger können Sat- oder Kabelbox per Scart oder HDMI angeschlossen werden. High Definition geht nur über HDMI und erfordert einen HD-fähigen Sat-Receiver oder ein entsprechendes Kabel-TV-Paket.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2011)

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