Outlet-Center: Neue Reviere für Schnäppchenjäger

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Parndorf bekommt heuer ein zusätzliches Outlet-Center. Europaweit wird dieses Konzept wichtiger, nicht zuletzt weil Markenartikelhersteller verstärkt darauf setzen.

Knapp über 4100 Einwohner hat Parndorf, an die 1300 Gebäude – und bald knapp 50.000 Quadratmeter Fläche in Factory-Outlet-Centers (FOC). Zusätzlich zu jenem Designer-Outlet mit rund 37.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche, das „McArthurGlen“ im Sommer 1998 in der burgenländischen Gemeinde eröffnet hat, soll heuer im Frühjahr das „Villaggio“ fertig werden. Weitere 10.000 Quadratmeter voller Produkte aus der internationalen Warenwelt warten dann auf Fashionistas auf Schnäppchenjagd und Familien mit Marken- und Preisbewusstsein. 30 bis 50Prozent günstiger als sonst im Handel üblich sind in solchen Zentren Kleidung, Schuhe, Schmuck; möglich wird dies, weil die einzelnen Marken beziehungsweise auch Händler dort Restwaren verkaufen.

An der Schnittstelle zwischen Ost und West

Warum gerade das burgenländische Dorf Anziehungspunkt für solche Immobilien ist? Verkehrsgünstig gelegen, zwischen den beiden Städten Wien und Bratislava hat es ein Einzugsgebiet von rund fünf Millionen Menschen innerhalb einer Stunde Fahrzeit.

„Für unser Projekt war Parndorf von Anfang an die erste Wahl. Es gibt keinen anderen Standort hierzulande, der eine bessere Schnittstellenfunktion zwischen Ost und West aufweist“, sagt Franz A. Kollitsch von der „apm Holding Partner“. Das Unternehmen ist gemeinsam mit „Zwerenz& Krause“ Projektentwickler des FOC. Erwin Krause spricht davon, mit „neuen Marken internationaler Branchenleader“ punkten zu wollen. Die zweite Bauphase sei bereits in Planung, die Eröffnung ist für Ende 2013, Frühjahr 2014 geplant.

In Deutschland ist noch Platz

Neben dem burgenländischen Standort gibt es noch ein Designer-Outlet-Center (DOC) in Salzburg mit 28.000Quadratmetern vermietbarer Fläche. Und damit sei das Potenzial in Österreich ziemlich ausgeschöpft, meint man beim Standortexperten „RegioPlan Consulting“. „Die Dichte liegt bei rund acht Quadratmetern pro 1000 Einwohner, und das ist ein Mittelwert in Europa“, sagt Wolfgang Richter, CEO des Unternehmens. Da der Bau eines FOC nur dort sinnvoll ist, wo große urbane Agglomerationen in der Nähe sind, sehe man abseits der etablierten Standorte höchstens noch im Inntal Potenzial. „Für österreichische Konsumenten interessant, wenn auch nicht hier angesiedelt, wäre etwa ein FOC in der Gegend Rosenheim/Chiemsee“, sagt Richter. Dieser Standort profitiere von der Nähe zu München und Salzburg und sei ein wichtiger Knotenpunkt im Tourismusverkehr. Überhaupt gebe es in Deutschland mehr Potenzial für FOC-Flächen als in Österreich. Mit ein Grund: „Es gibt hier nur wenige solcher Zentren in Relation zur Bevölkerungszahl und zur Kaufkraft“, so Richter. Und weil für Markenartikelhersteller die klassischen Vertriebslinien, also Kaufhäuser und Multi-Label-Stores, an Bedeutung verlieren und immer mehr Produzenten mit Mono-Label-Stores selbst in den Handel gehen, suchen sie neuen Platz in Geschäftsstraßen, Shoppingcentern – und in FOC.

Markenhersteller planen Ausbau

In Deutschland, aber auch in anderen Ländern werden FOC als Teil der Vertriebsstruktur wichtiger, bestätigt Michael Kamnik, Head of Retail beim Immobilienberater CBRE. Die Umfrage „Factory-Outlet-Center Performance European Report 2011“ habe ergeben, dass „die internationalen Markenhersteller planen, ihr Outlet-Geschäft auszubauen“.

Bei der Wahl der Standorte stünden Einzugsgebiet, Umsatzpotenzial und das Vorhandensein anderer Topmarken im Vordergrund, noch vor anderen wichtigen Kennzahlen wie Erreichbarkeit, Mietniveau und Branchenmix. Bei „RegioPlan“ sieht man in Ländern mit vielen Großstädten wie Großbritannien, Deutschland und Frankreich gute Möglichkeiten für weitere FOC-Flächen, ebenso in solchen, die als besonders modeaffin gelten wie Italien, Spanien und Portugal.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2012)


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